Weberlied

Ludger Kappen │ Dassel 2018

 

Ein Weber und sein Weberknecht,

die hatten im Gasthaus durchgezecht

und machten dabei die kühne Wette,

wer wohl zuerst das Längste hätte.

Frau Weber trat schließlich herfür

verbot den Männern weiteres Bier.

 

Der Meister war, muss man zugeben,

der beste seiner Zunft im Weben

Er war gewohnt immer zu siegen,

er war einfach nicht klein zu kriegen.

Frau Weber war's nicht einerlei,

sie kocht' zur Stärkung ihm stets Brei.

 

Der Knecht war dünn wie eine Elle,

doch mit den Händen äußerst schnelle.

Er diente nun schon seit zwei Jahren

und wollte jetzt sein Glück erfahren.

Frau Weber kocht denselben Brei,

dem Knechte war es einerlei.

 

Entsprechend ihrer Gasthauswette

machten sie sich an die Kette.

Pedalgeächze, klappernde Laden,

die Schiffchen schossen ihren Faden.

Frau Weber kam mit ihrem Brei,

den beiden war es einerlei.

 

Sie webten nun ohn' Unterlass,

dem Weberknecht machte es Spaß.

Sie gingen nachts nicht mehr zu Bette,

es galt ja nun die große Wette.

Frau Weber wieder ei, ei, ei

serviert' den ew'gen Erbsenbrei.

 

Der Meister prüft' stets mit der Lupe.

Den Knecht befiel lautes Gepupe.

Dem Meister riss zweimal der Faden.

Der Knecht webt' weiter ohne Schaden.

Frau Weber kam wieder vorbei

mit ihrem läst'gen Erbsenbrei

 

Webstuhlgerumpse, wackelndes Haus.

Schimpfende Nachbarn hielten's nicht aus

Die Weber taten nur flachsen.

Jetzt sollte das Linnen wachsen.

Frau Weber war wieder dabei

mit ihrem dicken Erbsenbrei.

 

Die Schäfte hoben sich zum Senken.

Dem Meister wollt' der Knecht nichts schenken,

Man webte nun schon fast zwei Wochen.

Den Meister quälten seine Knochen.

Frau Weber kam mit ihrem Brei

bestaunt' die ganze Weberei.

 

Ein Leintuch über siebzig Ellen

gelang als erstem herzustellen

dem Knechte, der nun ganz begeistert

seinen Meister hatt' gemeistert.

Frau Weber brachte wieder Speise,

der Weberknecht ging auf die Reise.