Spektakuläres seit dem Spätmittelalter

Klaus A.E. Weber

 

Gemälde von F. Sartorius │1930er Jahre

Dorfgemeinschaftshaus Merxhausen

© HGV-HHM, Foto: Klaus A.E. Weber

 

1268 - Erstmals urkundlich fassbar

Am nordöstlichen Rand des Sollings erstreckt sich entlang einer ehemaligen Handel- und Heeresstraße ("Einbecker Landstraße") die mittelalterliche Dorfanlage des 1268 erstmals archivalisch hinreichend sicher fassbaren Grenzortes Merxhausen.[1][2]

  • Die berühmte Reichsabtei "Korvei" - ein ehemaliges Benediktinerkloster (Kloster Corvey) - an der Weser soll um 822 „im Ort das Gut eines Wulfhart“ erworben haben.

  • Der Atlas von MASCOP weist 1574 "Merkelshusen" als „Einzelhof / Kleine Siedlung“ in der Karte des Amtes Fürstenberg aus.[7]

  • 1584 baute in Merxhausen "Kurt Hartmann daselbst ein Häuslein und wurden ihm am Heukenberge zu roden erlaubt 2 Morgen".[4]

  • In dem Blatt 11 der von KRABBE im herzoglichen Auftrag erstellten topografischen „Solling-Karte“ von 1603 trägt das Dorf nachweislich den Namen "Marckshusen", von dem aus der "Holzmindischweg" in den Sollingforst führte.

  • Der 1745 angefertigte "Geometrische Grundriss Der Merxhäuser-Forst" weist bereits den heutigen Namen "Merxhausen" aus.[8]

In den Folgejahren des Hoch- und Spätmittelalters wurden die Eigentumsverhältnisse in und um Merxhausen recht kompliziert.

Als herzogliches Lehen soll Merxhausen zunächst an den "Einspännigen Lotze Reth" gegangen sein, 1569-1771 an den "von Campe Hof" mit 10 Morgen Land und Wiese.

Auch das Kloster Reinhausen soll angeblich (1168) hier eine Hufe Land gehabt haben [9], was allerdings archivalisch nicht nachvollziehbar und daher abzulehnen ist.[2]

 

Der Zehnte und das Lehen

Nach STEINACKER [6] ging der Zehnte an das Mainzsche Lehen der Grafen von Everstein.

Dann soll er von ihren gleichnamigen Ministerialien, "Dienstmannen", die sich im 12. und 13. Jahrhundert zum niederen Adel emanzipierten, 1223 an das Kloster "Hilwardshausen" übergegangen sein, überlassen vom Grafen Conrad von Eberstein.

Auf Grund der Zustimmung (Erzbischof) und Zehntenüberweisung ist es wahrscheinlich, dass "Martekeshusen" in der "Diöcese Mainz, Gau Suilbergi", gelegen haben könnte.[10]

In den Jahren 1584, 1622 und 1763 gehörte der Zehnte von 256 Morgen dem Herzog von Braunschweig.[11]

Urkundlich ist bekannt [12], dass Herzog Heinrich II., der Jüngere (1489-1568), am 16. September 1562 den Reitersoldaten "Lutz Reth" mit Hof und Land in Merxhausen belehnte.

Eine nach dem Ort benannte Familie, die möglicherweise dem Ritterstand angehörte, erschien 1246 in Beziehung zum Kloster Hilwartshausen und 1268 in der Umgebung der "Grafen von Dassel".[13]

Wie STEINACKER [5] ausführte, gehe „aus der angeführten Zehntenüberweisung“ hervor, dass „der Ort in der Diöcese Mainz (Gau Suilbergi)“ lag und „Filial von Mackensen bis 1698“ war, „erst seitdem von Heinade“.

In diesem Teil des Weserberglandes stießen ursprünglich die Grenzen der Bistümer Hildesheim, Mainz und Paderborn zusammen.

  • 1518 und 1520 behauptete der Bischof von Hildesheim im Streit mit dem Braunschweiger Herzog Heinrich dem Jüngeren die Zugehörigkeit von Merxhausen zu seinem Gericht Hunnesrück.
  • Um 1600 unterstand Merxhausen gerichtlich dem Amt Fürstenberg, dann dem Amt Allersheim, später dem Amtsgerichtsbezirk Stadtoldendorf.
  • Zuvor, 1512-1556, soll Merxhausen zum Hause Forst gehört haben.[14]

Hans Stucken, wahrscheinlich Vater des 1585 durch fremde Hand getöteten „Pirschknechts“ und „Wildschützen“ Arndt Stucken[15], diente im gleichen Jahr in Merxhausen als Försterknecht.

Er stieg, was damals recht ungewöhnlich war, 1578 zum Oberförster am Solling auf und wurde 1599 wegen „Alters“ entlassen.[16]

  • 1763 bestand in Merxhausen eine herzogliche Nebenzollstation (Nr. 20).
  • Bis 1698 war Merxhausen kirchlich eine Filialgemeinde von Mackensen, danach Filial von Heinade.

 

Merxhausen im Amt Allersheim

1803 [17]

1803 wird Merxhausen beschrieben als „ein Kirchdorf, 3 Stunden von Allersheim, mit 1 Kapelle, 1 Schule, die das Konsistorium vergibt, 6 Halbsp. [Halbspänner], 8 Koth. [Köter], 18 Brinks [Brinksitzer], 43 Feuerst. [Feuerstellen] und 373 Einw. [Einwohner*innen].

"Es ist Tochter von Deensen und nach Heinade eingepfarrt.

Der Mühlenbach, der ¼ Stunde oberhalb des Dorfs aus dem Zusammenflusse mehrerer kleiner Bäche entsteht, und bei Dassel den Namen Spülig annimt, treibt mitten im Dorfe eine Privatmühle mit 1 Mahl- und 1 Oehlgange.

Einige tausend Schritte vor dem Dorfe liegt auf dem Wege nach Heinade eine Papiermühle, zu welcher die in der Tiefe liegende Lumpenstampfmühle gehört.

Am Eingange zum Sollinge wird in einem Ofen Kalk gebrannt.

Unter den Einwohnern gibt es mehrere Professionisten, worunter 3 Judenfamilien und 2 Nagelschmiede sich befinden."

 

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[1] CASEMIR/OHAINSKI 2007, S. 156-157.

[2] Festvortrag von Frau Dr. Gudrun Pischke vom Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Göttingen und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Südniedersächsische Heimatforschung am 24. April 2018 im Gasthaus Grenzkrug bei Merxhausen.

[4] TACKE 1943, S. 171 - LHW. Fürstenberger Erbregister 1584.

[7] OHAINSKI/REITEMEIER 2012, S. 186-187.

[8] NLA WO, Forstkarte 92 Neu F Nr. 501.

[9] KLEINAU 1968, S. 401.

[10] ANDERS 2004, S. 15; RAULS 1983, S. 22 f., 50; STEINACKER 1907, S. 190; KNOLL/BODE 1891; S. 395.

[11] KLEINAU 1968, S. 401; STEINACKER 1907, S. 190.

[12] NLA WO, Urk. Abt. 43, Nr. 45.

[13] STEINACKER 1907, S. 190.

[14] KLEINAU 1968, S. 401.

[15] Ein Gedenkstein mit Text („Stuckenstein“) oberhalb von Lüchtringen ist dem „durch Pulver und Lot“ an Christi Himmelfahrt 1585 umgebrachten Arndt Stucken gewidmet.

[16] KIECKBUSCH 2004, S. 14, 124 f., 130.

[17] HASSEL/BEGE 1803, S. 336 (12.).