Vedder und Wase im Sollingdorf

Klaus A.E. Weber

 

In Hellental sagte man früher gerne in Verbindung mit dem jeweiligen Vornamen zu älteren Männern "Vedder" und zu älteren Frauen "Wase"

  • beipielsweise Heinrichvetter und Stinewase, Wiesewase oder Lienewase,

später dann „Onkel“ oder „Tante“

  • beispielsweise Bartelsonkel, Friedrichonkel, Teiwesonkel und Schultenonkel oder Bartelstante und Schultentante, später auch Tante Dora.

Hierzu wird in dem abgelegenen Sollingdorf noch heute die folgende kurze Begebenheit aus dem 19. Jahrhundert erzählt:

 

Tante, geiht et heier na Hellendale?

Ein Wanderer kam eines Tages im Solling seines Weges daher.

Am Wegesrand sah er eine alte Frau, eine „Wase“, die gerade Kümmel pflückte.

Der Wanderer erkundigte sich bei ihr höflich:

„Tante, geiht et heier na Hellendale?“

Die altersschwerhörige Frau antwortete, ohne aufzuschauen:

„Hhh …?“

Der Wanderer fragte daraufhin erneut:

„Tante, ob et heier na Hellendale geiht?“

„Plücke Kümme!“, war die prompte Antwort.

Der Wanderer wiederholte abermals seine Frage, jetzt aber etwas lauter:

„Tante, ob et heier na Hellendale geiht?“

Die schwerhörige Frau antwortete, die Ausgangsfrage wiederum nicht verstehend:

„Twischen Käse!“

Verärgert erwiderte der so mehrfach missverstandene Wanderer:

„Licken Hund im Maase!“

Daraufhin die alte Frau höflich:

„Smecket schön.“