Zwei historisch wertvolle Kirchenglocken

Klaus A.E. Weber

Von besonderem kultur- und kirchenhistorischem Wert sind die beiden Kirchenglocken [18] der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche „Heilig Kreuz“ in Heinade, eine größere sowie eine kleinere, die möglicherweise aus dem 14. Jahrhundert stammt.

Nach STEINACKER [35] wurde die kleinere, schmucklose Glocke, vermutlich aus dem 14. Jahrhundert, 1756 als „uralt“ bezeichnet.

Nach HAHNE [36] wurde die größere, mit Krone 63 cm hohe Glocke im Jahr 1623 von dem Amtmann Conrad Schoppe und seiner Ehefrau Margaretha von Asche gestiftet und von dem Glockengießermeister Hinrich Korver in Bronze gegossen worden (Inschriftenkatalog Nr. 219 Heinade, Heilig Kreuz [1]).

Folgt man hingegen den Ausführungen von RAULS [19], so habe Conrad Schoppe mit seiner Ehefrau Elise Juliane Gundelag „eine größere Glocke von 56 cm Durchmesser“ zu der vorhandenen Glocke geschenkt.

Zudem beschrieb STEINACKER 1907 auch eine „kleine neue Schlagglocke“ im Turmhelm.

 

Kleine "uralte" Kirchenglocke │ vermutlich aus dem 14. Jahrhundert

© HGV-HHM, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Bronzeglocke mit barocken Darstellungen

Die große Kirchenglocke der Kirche Heinade wurde von dem Amtmann Conrad Schoppe († 19. Juli 1639) und seiner Ehefrau Margaretha von Asche (1557–1625) gestiftet und von dem Glockengießermeister Hinrich Korver in Bronze gegossen (Inschriftenkatalog Nr. 219 Heinade, Heilig Kreuz).

Der aus Heinade stammende Conrad Schoppe stiftete den Bau der Kirche in Heinade, der 1624 vollendet wurde.

 

Gestiftete Kirchenglocke aus dem Jahr 1623 [1]

© HGV-HHM, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Das Äußere der mit Krone 63 cm hohen Glocke gliedert sich in sechs barocke Darstellungen, worunter sich als Reliefs befinden:

  • ein Kruzifix mit Maria und Johannes

  • das Lamm Gottes mit Siegesfahne

  • Maria mit dem Christuskind

  • ein leidender Christus

  • allegorischer Blumenschmuck.[20]

Die Inschriften des Glockenäußeren (Inschriftenkatalog Nr. 219 Heinade, Heilig Kreuz), deren Buchstabenhöhe unregelmäßig ausgeführt ist, gliedern sich in renaissancezeitliche Darstellungen mit Wappenmedaillons.

Darunter befinden sich als Reliefs ein Kruzifix mit Maria und Johannes, ein Relief des Agnus Dei, ein Relief der Maria mit Christuskind - mit erhabener Inschrift:[2][3]

 

ANNO 1623 ME INCVLTVM DEI DEDERVNT IN HEINNA
CONRAD SCHOPPE / 1623 // PRAEFECTVS IN / SALINIS HEROVM
MARGRETA VON ASCHA // CONIVS
ECCE  / HOMO
ECCE HOMO

HINRICH KORVER KLOCKENGIESER

 

Im Jahr 1623 stifteten mich zur Verehrung Gottes in Heinade

Conrad Schoppe / 1623 // Amtmann in / Salzderhelden

Margareta von Asche // (seine) Ehefrau.

Seht, welch ein Mensch.

Heinrich Korver Glockengießer

 

Vollwappen: Wappen Schoppe / Wappen Asche

 

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[1] LAMPE/WILLING 2012, S. 267-269 (Nr. 219), Tafel 66 Abb. 193.

[2] Herzog Heinrich der Jüngere etablierte die Primogenitur, das Erstgeburtsrecht, um dadurch Erbteilungen zu verhindern.

[3] HAHNE 1972, S. 23.

[18] nach STEINACKER 1907, S. 176:

- Die kleinere, „uralte“ Glocke (Ø 56,5 cm) wurde 1907 wie folgt beschrieben: am Hals 4 durch Bindfaden gebildete Horizontalstreifen, steile Flanke, Schlag von ihr durch leichte Kehle getrennt. Krone mit 6 Ösen.

- Die größere Glocke (Ø 65 cm) weise „am Halse“ einen Inschriftstreifen mit Antiquabuchstaben auf: Anno 1623 me in cultum Die dederunt; darunter befinde sich ein noch gotisierendes Hängeornament mit Weintrauben. Mehrere, von Steinacker als „schlecht gearbeitet“ bezeichnete Reliefs befinden sich an der Flanke:

- Wappen in hoch ovalem Blattkranz, nach der Bei- und Unterschrift des Conrad Schoppe, praefectus in Salinis heroum, im Schild 3 Garben, auf dem Stechhelm 3 Ähren;

- ebenso mit Bei- und Unterschrift Margareta von Asche convix, im Schild Flügel über 3 Blumen, auf dem Spangenhelm 2 Flügel;

- in hochrechteckigem Blattkranz befindet sich ein undeutliches Relief in Formen des 16. Jahrhunderts, mit der erklärenden Beischrift ecce homo;

- in rundem Blattkranz „Kruzifixus mit Maria und Johannes“;

- ebenso Lamm Gottes mit Siegesfahne;

- Maria stehend mit dem „Christkinde“; Inschrift am Schlag: Hinrich Korver Klockengieser

[19] RAULS 1983, S. 79.

[20] HAHNE 1972, S. 24; STEINACKER 1907, S. 176.

[35] STEINACKER 1907, S. 176.

[36] HAHNE [1972, S. 24 ff.