Karl-Ernst Jacobskötter 1959-1962

Klaus A.E. Weber │ Christel M. Schulz-Weber

 

Karl-Ernst Jacobskötter

  • Geboren am 12. Dezember 1921 in Erfurt

  • Abitur: 1941

  • Wehrdienst

  • Studium an der Pädagogischen Hochschule Celle: 1946-1948

  • Tätigkei an der Schule in Hörden, Kreis Osterode/Harz: ab 01. Mai 1948

  • Zweite Lehrerprüfung: 1952

  • Lehrer und Kantor in Harriehausen, Kreis Osterode/Harz: ab Ostern 1956

  • Dienstantritt als Lehrer in Hellental: 09. April 1959

  • Dienstende als Lehrer in Hellental: 31. Juli 1962

 

Lehrer Karl-Ernst Jacobskötter mit zwei Studenten zum Landschulpraktikum

Volksschule Hellental │ 1960

© Historisches Museum Hellental

 

Karl-Ernst Jacobskötter war am 01. April 1959 als "Alleinstehender Lehrer" an die Volksschule in Hellental versetzt worden, wo er am 09. April seinen Dienst antrat.[2]

Mit seinem Dienstende zog er am 31. Juli 1962 aus seiner Lehrerdienstwohnung aus.

 

Jacobskötter's Bericht vom 08. Oktober 1963 [1]

Am 25.3.59 wurde ich an die Schule in Stadtoldendorf versetzt.

Über einen Nachfolger von mir war bis zu diesem Termin noch nichts bekannt.

Am 9. April 1959 trat ich, vorläufig nur mit der Verwaltung der Lehrerstelle beauftragt, den Dienst in Hellental an.

Ich wurde nach Zustimmung der Gemeinde rückwirkend zum 1. April 1959 in die Planstelle eines alleinigen Lehrers in Hellental durch die Regierung in Hildesheim eingewiesen.

Vor meinem Umzug ließ die Gemeinde die Wohnung renovieren und Bad und WC einbauen. Kosten 4.400,- DM.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben, muß ich bekennen, daß ich diese Zeilen erst am 8. Oktober 1963 schreibe.

Inzwischen bin ich schon über ein Jahr nicht im Hellental tätig.

In meiner dreijährigen Tätigkeit gab es in der Schule keine weltbewegenden Änderungen.

Im Mai 1959 wurde eine Zusammenlegung der beiden einklassigen Schulen Merxhausen und Hellental versucht, dergestalt, daß die Oberstufe (5.-8. Schuljahr) in Merxhausen und die Unterstufe (1.-4. Schj.) in Hellental unterrichtet werden sollten.

Die Zusammenlegung scheiterte in der Hauptsache am Widerstand des Gemeinderates von Merxhausen.

Kollege Mansfeld wird mich berichtigen, wenn ich falsch berichtet habe.

Aber inzwischen ist durch meinen Fortgang sowieso eine ähnliche Regelung als Notlösung sanktioniert worden.

1960 und 1961 kamen nach den Sommerferien jeweils für 6 Wochen zwei Studenten bzw. Studentinnen zum Landschulpraktikum in unsere Schule.

Zum Schuljahrsbeginn 1962 wurde in ganz Niedersachsen das 9. Schj. eingeführt.

Die Hellentaler Kinder des betreffenden Jahrgangs müssen nach Braak zum Unterricht.

Die Gemeinde stand meinen Wünschen aufgeschlossen gegenüber.

Der Lehr- u. Lernmitteletat wurde jedesmal um ca. 100 % überschritten.

Es wurden weitere Arbeitskästen für den Naturlehrunterricht beschafft, ein Diaprojektor, div. Karten und zwei sogenannte Nachschlagekisten angeschafft.

In der Klasse wurde ein neuer Ölofen aufgestellt.

Das leidige Tafelproblem versuchte ich durch eine Kunststoffbespannung zu lösen.

Leider hat dies nicht den erwarteten Erfolg gehabt.

Ansonsten weist der Gemeindehaushalt nach, wie gebefreudig die Gemeinde war.

Als ich im April 1959 meinen Dienst antrat, war man gerade dabei, vom Lönskrug bis Dorfausgang Kanalisation zu legen und die Straße auszubauen.

Soviel ich mich erinnere, wurden 1961 Feldwege auf mehrere hundert Meter ausgebaut (über dem Gemeindehaus, am Schusterhof).

Der trockene Sommer 1959 war wegen der Wasserversorgung ein Fiasko, bis der Gemeinderat die Anschaffung einer Kreiselpumpe verbunden mit einem Dieselmotor beschloß.

Nun konnte vom Pumpenhaus das reichlich vorhandene Wasser zum Hochbehälter am Gemeindehaus gepumpt werden.

Allerdings ist es umständlich, daß täglich jemand zweimal den Weg zum Pumpenhaus machen muß.

1961 wurde am Lehrergarten eine Betonmauer gestampft und ein neuer Zaun angebracht.

Im darauffolgenden Jahr, noch vor meinem Fortgang, wurde der Schulhof geteert.

In der Kapelle versah ich bei den Gottesdiensten den Organistendienst.

Da das Harmonium nach ca. 50-jähriger Benutzung nicht mehr spielbar war, regte ich die Anschaffung eines Positios an.

Pastor Marsack u. ich sammelten bei den Gemeindegliedern 1870.- DM.

Die Landeskirche beteiligte sich mit 3500.- DM an den Gesamtkosten von 6700.- DM.

Orgelbaumeister Janke, Gertenbach/Werra baute das Instrument mit Gedach 8´, Oktav 4´, Blockflöte 2´ und Scharf 2fach.

Ende Oktober 1960 wurde es in der Kapelle aufgestellt.

Da es durch die Feuchtigkeit in der Kapelle litt, erhielt die Kapelle im Sommer 1961 einen neuen Fußbodenbelag, nachdem man den Untergrund vorher drainiert und die Betonschüttung mit einem Bitumen-Anstrich gründlich isoliert hatte.

Ich hatte auch festgestellt, daß der Glokkenturm auf dem Schulhaus vom Hausbock befallen war.

Nachdem ein Sachverständiger zweimal den Turm untersucht hatte, sperrte das kirchliche Bauamt den Turm zum Läuten.

Im Garten oberhalb der Schule wurde ein provisorischer Glockenturm errichtet.

Bei meinem Weggang lagen Pläne für den Neubau eines massiven Turmes vor der Kapelle vor.

Allerdings war die Finanzierungsfrage nicht geregelt.

Pastor Marsack sagte, das Landeskirchenamt habe 35000.- DM genehmigt; die Baukosten betrügen aber ca. 70000.- DM.

Bis jetzt wurde nicht gebaut und es bleibt meinem Nachfolger überlassen, über den Fortgang der Dinge zu berichten.

Ich möchte die Gründe, die zu meinem Fortgang geführt haben, nicht eingehend erläutern.

Es würden dabei zu viele unerfreuliche Dinge ans Licht gezogen werden.

Der Teil meiner Dienstwohnung, der im Erdgeschoss lag, wurde von schulfremden Personen bewohnt.

Mein Anspruch auf diese Räume fand erst dann die volle Unterstützung des Gemeinderates, nachdem ich der Kirchengemeinde Steinkirchen im Alten Land (Bez. Hamburg) meine Bereitwilligkeit bestätigt hatte, ihr als Organist zu dienen.

Die Regierung in Hildesheim gab mich als Lehrer frei.

Am 31.7.1962 endete meine Tätigkeit in Hellental.

Ab 1.8.1962 tue ich an der Dörfergemeinschaftsschule Steinkirchen-Grünenheide Dienst.

Jedenfalls schieden die Gemeinde und ich nicht im Groll.

Leicht ist mir der Abschied nicht gefallen.

Wenn ich könnte, wie ich wollte, kehrte ich häufiger wieder im „Tal der Lieder“ ein.

gez. Karl-Ernst Jacobskötter

 

Brief von Karl-Ernst Jacobskötter

2162 Steinkirchen, den 08. Oktober 1963:

Lieber Kollege Mansfeld!

Endlich habe ich heute die Hellentaler Schulchronik geschrieben.

Lange genug hat es ja gedauert.

Hoffentlich findet alles Gnade vor Ihren gestrengen Augen.

Berichtigen Sie mich bitte, wenn ich ungenau dargestellt habe!

Allerdings bin ich mir noch nicht schlüssig, ob ich Ihnen die Chronik schicken soll oder Herrn Eikenberg, damit er auch einmal hineinschaut.

Sie bekommen sie ja sowieso zu lesen.

An Eikenbergs habe ich auch lange nicht geschrieben, so daß sich beides gut miteinander verbinden ließe.

Diese Ferien sollten eigentlich dazu dienen „Klar Schiff“ mit allen meinen Schreibschulden zu machen.

Aber dazu bleibt mir nur wenig Zeit.

Wir leben hier in aufregenden Zeiten.

Ende August hat nämlich unser Küster und Totengräber zum 1.10. seinen Dienst gekündigt.

Der Kirchenvorstand hat diese Kündigung angenommen, obwohl das Vierteljahr Kündigungsfrist nicht eingehalten wurde.

Wir freuten uns, daß wir nun den einen Raum über meinem Arbeitszimmer als Schlafzimmer für die Mädels dazubekommen würden.

Aber der Küster machte keine Anstalten zum 30.9. auszuziehen.

Im Gegenteil wollte er am 30.9. abends beim Pastor seine Kündigung zurückziehen.

Nach dem Grund seiner Kündigung befragt, meinte er, daß er nicht geglaubt habe, daß sich jemand für den Posten melden würde.

Außerdem könnte er nicht ausziehen.

Diese Antwort hat den Kirchenvorstand doch verdrossen.

Er beschloß, daß er nicht mehr weiter beschäftigt werden sollte, daß Räumungsklage eingereicht wird, daß er das Zimmer sofort räumen sollte und daß die Miete entsprechend den Baukosten heraufgesetzt werden soll.

Natürlich räumt er das Zimmer nicht.

Wir werden es über kurz oder lang doch bekommen; also können wir auch noch etwas warten.

Daß ich mit der Schreibmaschine schreibe hat unter anderem auch den Grund, weil mir meine Hände noch von der heutigen Knochenarbeit zittern.

Morgen soll nämlich eine Beerdigung sein.

Wir konnten aber keinen Totengräber finden, so daß der Pastor, ein älterer Mann aus der Gemeinde und ich das Grab gegraben haben.

Was das bei dem Kleiboden heißt, weiß man erst hinterher.

Den Küsterdienst haben wir untereinander aufgeteilt.

Die Frau des Pastors und meine Frau sorgen für den Altarschmuck.

Für die Reinigung der Kirche und der Straße ist jemand gefunden, der es im Stundenlohn macht.

Ich werde mich um das Anstecken der Lieder, das Läuten und um die Uhr kümmern.

Nun müssen wir in den nächsten Wochen die Ohren etwas steif halten.

Ehe die Wohnung nicht frei wird, werden wir keinen neuen Kirchendiener bekommen.

 

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[1] NLA WO, 99 N 691.

[2] KreisA HOL 1060.