Heinade im 18./19. Jahrhundert

Klaus A.E. Weber

 

Zur Mitte des 18. Jahrhunderts (1746–1784) erfolgte die Generalvermessung des Landes Braunschweig.

1756 wurde die Flur erstmals durch den Kommissar Christoph Laurentius vermessen.

Das ehemals im Wickenser Erbregister geführte Rottland wurde nunmehr im Amtlichen Kontributionskataster, der Grundlage für den zu erhebenden Steuersatz, neu und zugleich besser eingestuft - 2. Klasse: Mastung, 3. Klasse: Äcker + Wiesen, 4. Klasse: Weiden, 6. Klasse: Holzung.[44]

Die Hudekämpe bei Heinade bestand aus jungem Rodeland des 17. Jahrhunderts.[45]

In seiner „Beschreibung des im Fürstlichen Amte Wickensen belegenen Ortes Heinade im Jahre 1756 …“ bemerkte Laurentius [46]:

Der Ort hat seine Nahrung außer dem Ackerbau noch durch Fahren für die Eisen- und Glashütten, Garten- und Obstbau ist schlecht wegen des hohen Horizontes [47].  

Flachsanbau wird hier nicht stärker betrieben, als zur Notdurft nötig ist. Der Leinsamen wird hier nicht reif, weil er wegen der gemeiniglich kalten Vorjahre[48] später gesät werden muß.

Heinade besaß in jener Zeit, wie auch später, keine eigene Mahlmühle, so dass die meisten Einwohner in der herrschaftlichen Kornmühle in Merxhausen, einige aber auch in Schorborn ihr Getreide mahlen ließen.

Die Mahlmühle in Merxhausen gehörte der Familie von Campe, der Wildmeister Bärtling (Bartling?) war Mitinhaber.

Besonders in trockenen Sommern gab es für die Heinader Einwohner erhebliche Probleme beim Mahlen ihres Getreides.

Die Mühle in Merxhausen hatte dann zu wenig Wasser und die Schorborner Mühle hatte primär die fürstliche Glashütte mit Wasser zu versorgen.

Daher sollen die Heinader auf die weiter entfernt liegende Mühle in Markoldendorf ausgewichen sein.[49]

Die Kruggerechtigkeit oblag dem Amt Wickensen.

Der Halbmeier Christoph Henze (Johann Christoph Hentze?, 1720–1798), Ass.-№ 4, hatte seinerzeit die Krugwirtschaft in Heinade in Pacht.[50]

1972 besaß Heinade noch 2 Krugwirtschaften.

In Heinade gab es damals auch einen Nachtwächter sowie einen Pfänder (Feldhüter), die beide Häuslinge waren.

Der Nachtwächter erhielt als Jahreslohn 15 Taler, der Pfänder 8 Taler.[51]

Heinade verfügte über keine eigenen Holzungen.

Das Dorf hatte aber das Recht (Holzgerechtsame), gegen die Entrichtung einer Kontributionssteuer, trockenes Holz aus dem Wald zu holen, wenn es das Maß von einem Malter (< 2,7 Raummeter) unterschritt.

Nach der Kontribution gehörten einem Vollmeier 18 (ca. 33,5 Festmeter), einem Halbmeier 12 (ca. 22,3 Festmeter), einem Köter 8 (ca. 14,9 Festmeter) und einem Brinksitzer 3 Malter Holz (ca. 5,6 Festmeter).

Für den Erwerb eines Malters Brennholz hatten die Einwohner im Solling 6 Groschen und 6 Pfennige zu entrichten (für 1 Taler gab es 5 Malter Holz).[52]

In der Koppelhude von Merxhausen besaß Heinade die Habermast.

Bei voller Mast trieben ein Vollmeier 6, ein Halbmeier 3, ein Köter 2 und ein Brinksitzer 1 Schwein auf die Mast.

Dafür war in voller Mast für jedes Schwein 3 Himpten (ca. 36 kg) Hafer, in halber Mast 1,5 (ca. 18 kg) Himpten Hafer oder dessen Wert zu übergeben.

1756 wies Heinade bei 34 Hausstellen insgesamt aber nur 32 Schweine auf, was kaum einer halben Mast entsprach.[53]

Die Jagdrechte auf dem gesamten Feld von Heinade übte die Familie von Campe in Deensen aus, hierbei waren die Bauern als Treiber dienstverpflichtet.

Das Gemeindebackhaus war auf Kosten der Gemeinde Heinade errichtet worden.

Es wurde jedoch als Wohnhaus für 2 Taler Jahresmiete verpachtet, da nach wie vor in jedem Haus im eigenen Backofen, der im Garten stand, selbst gebacken wurde.

Dadurch konnte sich in Heinade kein Bäcker betriebswirtschaftlich halten.

Erst später zog ein Bäcker nach Heinade.

Das alte Backhaus wurde erst um 1962 aufgegeben.[54]

Zur Mitte des 18. Jahrhunderts gab es in Heinade kaum Handwerker.

Bekannt ist nur, dass der Großköter Hans Heinrich Frome (Ass.-№ 21) und der Brinksitzer Hans Jürgen Sievers (Ass.-№ 35) im Nebenberuf Schmiede waren; der Brinksitzer Johann Heinrich Schoppe (Ass.-№ 2) war Leinenweber.

In dieser Zeit verfügte Heinade nur über 2 öffentliche Ämter, die Kirche und die Schule.[55]

Bemerkenswert ist, dass die beiden Heinader Holzhauer Andreas Mundt von Wieda und Heinrich Specht 1775 in Schießhaus anbauten (Anbauer) und somit den „Grundstein“ für die spätere Siedlung Schießhaus legten.

Das mitten im Solling gelegene Schießhaus gehörte einst zum Forstamt Merxhausen.

 

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[44] HAHNE 1972, S. 8

[45] TACKE 1943, S. 107

[46] zit. in HAHNE 1972, S. 15

[47] Höhenlage

[48] Frühjahr

[49] HAHNE 1972, S. 8 f.

[50] HAHNE 1972, S. 10

[51] HAHNE 1972, S. 10, 16

[52] HAHNE 1972, S. 10

[53] HAHNE 1972, S. 10, 11

[54] HAHNE 1972, S. 10

[55] HAHNE 1972