Brennender Junggesellenabschied

Klaus A.E. Weber

 

Immer dann, wenn in Hellental sich ein junger Bursche von seinem Junggesellenleben verabschieden will, ist das etwas Besonderes in dem kleinen Sollingdorf.

Daher ist meist auch das ganze Dorf dabei beteiligt.

Im Juli 1998 bekam dies der engagierte Forstarbeiter, Feuerwehrmann und Jäger Thomas Seitz deutlich zu spüren.

In einer heimlichen Aktion hatten zahlreiche Freunde alles „Entsprechende“ für seinen Junggesellenabschied vorbereitet.

Für den scheidenden Junggesellen wurde ein Wagen mit Hochsitz, Dickicht und Wild hergerichtet, auch die Jagdhornbläser wurden bestellt.

Um sicher zu gehen, dass der Noch-Junggeselle und Jäger zur richtigen Zeit am richtigen Ort für die Überraschung erscheint, war kurzerhand eine Feuerwehrübung angesetzt und ein „Brand“ gelegt worden.

Vorbildhaft war der bewährte Feuerwehrmann umgehend auf seinem Einsatzfahrzeug.

Als er dann am vermeintlichen Brandherd angekommen war, fielen alle blitzschnell über Thomas Seitz her - und zogen ihm die Junggesellenhose aus.

Nur mit Unterhose bekleidet musste der Noch-Junggeselle nun den Hochsitz auf dem Wagen besteigen, um, nachdem die Jagdhornbläser ihm ihr Ständchen gebracht hatten, durch das ganze Dorf gefahren zu werden.

Auf einem großen Schild vor dem Zugfahrzeug konnte man lesen:

„Das Wildern in fremden Revieren ist jetzt aus, nun jagt der Thomas nur noch zu Haus!“

Nach der Fahrt durch Hellental wurde schließlich die Junggesellenhose auf dem Dorfplatz öffentlich verbrannt, wobei die Zuschauer Kleingeld für eine neue Hose in die Flammen warfen.

Anschließend wurde der „Nachwuchsbaum“ öffentlich vorgestellt, der einen Tag vor der Hochzeit im Garten des jungen Brautpaares eingepflanzt wurde.

Es erfolgte hierzu die Maßgabe, dass das Paar dann, wenn sich binnen eines Jahres bei ihm kein Nachwuchs einstellen sollte, eine Feier für alle an der Pflanzaktion Beteiligten auszurichten habe.

Kommt es hingegen fristgerecht zum Nachwuchs, dann wird für das Neugeborene von den Pflanzaktiven in der Gemeinde ein Fest ausgerichtet.

Eines war damit klargestellt, dass Hellental in jedem Falle in einem Jahr ein Fest gesichert war.