Bevölkerungsdynamik und Dorfentwicklung

Klaus A.E. Weber

 

Vor gut 40 Jahren wurde im Rahmen einer geplanten Dorferneuerung für Heinade und Merxhausen 1983 schlicht festgestellt [20]:

Heinade und Merxhausen sind zwei benachbarte Orte in einem Tal zwischen Solling und Holzberg, im südlich Teil Niedersachsens, in einer landschaftlich außerordentlich reizvollen Lage.

Beide Orte liegen in unmittelbarer Nachbarschaft am Rande überregionaler Verkehrswege. …

Heinade hat ca. 500 Einwohner, Merxhausen 350.

Eine stetige Abnahme der Bevölkerung ist seit 1950, hauptsächlich in Heinade, zu beobachten, wo der größte Teil der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft arbeitet. …

Der Haupterwerb für die Bevölkerung ist die Landwirtschaft.

Die Höfe sind – gemessen an anderen Landschaften – relativ klein.

Das ist bedingt durch die Topografie des Ortes, den Zuschnitt der Felder und Wiesen und die Bodenqualität, die im Durchschnitt die Güteklasse 6 hat. …

Im Augenblick arbeiten in Heinade noch 42 % aller Erwerbstätigen selbständig, fast 46 % sind Arbeiter und nur 12 % Beamte und Angestellte.

In Merxhausen sind 22 % als selbständig arbeitend erfaßt, 24 % sind Beamte und Angestellte und 54 % Arbeiter.

Um 1985 bestand in Merxhausen kein Lebensmittelgeschäft mehr, so dass die Dorfbewohner*innen zum Einkauf auf umliegende Dörfer bzw. Kleinstädte angewiesen waren.

Es fehlen damit auch die die Mindestvoraussetzungen für den Fremdenverkehr.

Seitdem die Dorfschule geschlossen ist, kann auch kein Lehrer das kulturelle Leben anregen.

Ein großer Saal mit Bühne, jahrzehntelang Ort fröhlicher Dorffeste, darf aus feuerpolizeilichen  Gründen nicht mehr benutzt werden. …

Wie viel Dörfer in dieser Größenordnung, entwickeln sich beide Orte, bisher geprägt durch kleine Bauernstellen, zu einer Arbeiterwohngemeinde. …“[20]

 

Steter „demografischer Wandel“

Abgebildet in der tradierten Bauweise und Siedlungsstruktur

Rückblickend gilt das alte bäuerliche (vorindustrielle) Dorf als ein Bereich des Friedens, der Nachbarschaft und der guten Wirtschaft.[18]

Ausblickend gibt der Historiker HAUPTMEYER bereits 1995 kritisch zu bedenken:

Die in der gesamten Industrialisierungsphase seit der Mitte des 19. Jahrhunderts schon arg bebeutelte und nach städtisch-romantischen Mustern folklorisierte dörfliche Kultur stirbt nun völlig ab und wird endgültig zum musealen Restgut.

Traditionen lassen sich kaum mehr weitertragen, weil die Zahl der Menschen, denen etwas tradiert werden könnte, immer kleiner wird.

Hierbei drängt sich aktuell eine Vielzahl grundsätzlicher Fragen für die auch hier betrachtete Dorfregion auf, wie beispielweise:

  • Welche Zukunft werden die heutigen Dörfer haben, insbesondere jene, die in der peripheren Region liegen?
  • Wer bewohnt heute und künftig noch das Dorf als solches?
  • Was wäre zu tun, um die dörfliche, heute nur noch mit Relikten einst vielfältiger Funktionsangebote ausgestattete Infrastruktur wieder herzustellen?
  • Ist das Dorf inzwischen eine in sich langsam, aber stetig zerfallende Welt – und muss dieser Zerfallsprozess zwingend so akzeptiert werden?
  • Haben wir in den Dörfern noch soziokulturelle Restwerte, die es zu bewahren oder gar zukunftsweisend zu reaktivieren gilt?
  • Was war positiv und was war negativ am alten Dorf?
  • Was sind die biografisch gewachsenen Interessen früherer und heutiger Dorfbewohner?
  • Was kann aus der Dorfgeschichte für die Gestaltung unserer Zukunft abgeleitet werden?

Der demografische Wandel und seine Auswirkungen ist nicht erst in unseren Tagen des beginnenden 21. Jahrhunderts eine zentrale Herausforderung einer Region.

Wie WÄCHTER bereits Ende der 1950er Jahre ausführte, sei über Jahrhunderte hinweg „das ländliche Leben auf dem Lande in ziemlich gleich bleibenden Bahnen verlaufen.

Die soziale Schichtung, die Einreihung in die genossenschaftlich-gemeinschaftlichen Bindungen des Dorfes bewahrte den meisten Dorfmitgliedern ihren eingefügten und angewiesenen Platz, der durch Geburt und Heirat so wesentlich festgelegt wurde, daß er durch persönliche Leistungen und Verdienste nur sehr selten verändert werden konnte.“ [1]

Die Entwicklung der Dorfbevölkerung in der Dorf:Region wurde seit alters her bestimmt durch

  • die natürliche Entwicklung (Geborene/Sterbefälle)
  • den Wanderungssaldo (Zu-/Fortzüge),

die sich unterschiedlich auf die Bevölkerungsdynamik und den Bevölkerungsaufbau der Dörfer auswirkten und noch heute auswirken.

Dabei waren und sind noch heute Wanderungsbewegungen der erwachsenen erwerbsfähigen Altersgruppen in hohem Maße arbeits- und wohnstandortorientiert, verbunden mit Rückwirkungen auf die Infrastruktur des ländlichen Raumes.

 

Siedlungsgeografie

Die mittelalterliche Agrarordnung umfasste noch keine dicht besiedelten Dörfer, sondern nur kleinere, lockere Weiler.

Durch die erheblichen Veränderungen der Agrarordnung im 12.-14. Jahrhundert wuchsen kleine Siedlungen zu Dörfern; manche wurden neu angelegt.

Das im 10. Jahrhundert beginnende und bis in die ersten Jahrzehnte des 14. Jahrhunderts anhaltende Bevölkerungswachstum bildete die hierfür entscheidende Grundlage.[2]

Es ist anzunehmen, dass auch die früheste Siedlungsform von Heinade und Merxhausen dem Modell der alten Dorfsiedlung [3] entsprochen haben dürfte:

  • Das Dorfgebiet, die Dorfmark, wurde von den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden gebildet, die von Höfen und Gärten umgeben waren.
  • Das in Gewanne eingeteilte, in einzele Feldstücke untergliederte Ackerland umgab die Dorfmark.
  • Gemeinschaftlich genutzte Weiden (Gemeindeweiden, Allmenden) schlossen sich an das Ackerland an.
  • Der in Gemeindeeigentum befindliche Wald bildete den letzten Ring um den dörflichen Siedlungs- und Flurbereich.

Die ländliche Siedlungsform des geschlossenen Haufendorfes kennzeichnete in der Dorf:Region – noch heute erkennbar – auch die Siedlungsstruktur [19] der trauf- und giebelseitig erschlossenen Bauerndörfer Heinade und Merxhausen, ausgehend von einer frühen Weilersiedlung.

Zu den ältesten dörflichen Zentralbauten zählen hierbei

  • die Kirche (Kapelle)

  • die Schule

  • die Gastwirtschaften

  • später auch die „Kolonialwarenläden“.

 

Bevölkerungsentwicklung

Nach HAUPTMEYER [4] stand das Bevölkerungswachstum im engen Zusammenhang mit

  • einem inneren und äußeren Landesausbau,
  • einer allmählichen Intensivierung der Agrarwirtschaft,
  • einer Belebung des Markt- und Geldverkehrs,
  • einer Lockerung der engen Bindungen von Landbebauern an ihre Herren,
  • einer beruflichen Spezialisierung der gewerblichen Produzenten samt einer Zerlegung vieler Arbeitsprozess
  • der Entwicklung von Städten zu Zentren der neuen Gewerbe und des wachsenden Handels.

Besonders wichtig sei hierfür die Produktions- und Produktivitätssteigerung der Landwirtschaft gewesen.[4]

Ein zentraler Faktor der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung war auch im ehemaligen Braunschweiger Weserdistrikt während der frühen Neuzeit das Bevölkerungswachstum, wobei sich die Bevölkerungszahl erst zu Anfang des 18. Jahrhunderts wieder auf dem Niveau des beginnenden 17. Jahrhunderts stabilisierte.

Von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu einer deutlichen Bevölkerungszunahme, die „das soziale und wirtschaftliche Gefüge der meisten Orte des Weserdistrikts nachhaltig veränderte“ und zugleich auch das dörfliche Siedlungsbild.[5]

Während die Ortskerne im 16. Jahrhundert noch einen vergleichsweise geschlossenen Verband landwirtschaftlicher Vollerwerbsstellen zeigten, kam es infolge des Bevölkerungsanstieges im 17./18. Jahrhundert zu einer neuen Siedlungsphase, deren Bebauung sich vor bestehenden Dorfkernen angliederte.

Diese demografische, soziale, ökonomische und siedlungsgeschichtliche Entwicklung ist auch für die hier dargestellte Dorfregion noch heute gut nachvollziehbar zu erkennen.

Prinzipiell betrachtet, war das beschleunigte Bevölkerungswachstum mit höheren Geburtenraten allerdings mit einer durchschnittlich niedrigeren Lebenserwartung verbunden.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, hauptsächlich aber im 19. Jahrhundert, stieg in Deutschland, insbesondere in den neuen industriellen Ballungszentren die Bevölkerungszahl sprunghaft an, als Folge des relativ hohen Geburtenüberschusses bei deutlich zurückgehender Sterblichkeit.[6]

Nach HOFFMANN nahm zwischen 1821-1871 die Bevölkerung im Gebiet des heutigen Niedersachsen fast um 1/3 zu, in den vier nachfolgenden Jahrzehnten noch einmal um fast die Hälfte.

Es kam zu einem ungleichen Wachstum zwischen den Zentren der Industrialisierung (Hannover, Braunschweig u.a.m.) und einigen ländlichen, strukturschwachen Gebieten, bedingt durch „einen dynamischen Binnenwanderungsprozess zu den Industriestandorten“.[7]

Die Bevölkerungsentwicklung und das Wechselspiel von Geburtlichkeit (Geburtenrate) und Sterblichkeit (Sterblichkeitsrate), lassen sich auch für die hier betrachteten Dörfer etwa vergleichbar nachvollziehen, verbunden mit Auswirkungen auf ihr jeweiliges Sozialgefüge und ihre sozio-ökonomischen Verhältnisse.

In der Untersuchung von WÄCHTER wurde Ende der 1950er Jahre ein einfaches, drei Stadien umfassendes Modell der Bevölkerungsentwicklung im 19./20. Jahrhundert nachgezeichnet, welches sich auch in der hier betrachteten dörflichen Kleinräumigkeit abbilden lässt:[8]

  • Stadium I: hohe Geburtenrate bei gleichzeitig hoher Sterblichkeitsrate
  • Stadium II: gleich bleibend hohe Geburtenrate, jedoch absinkende Sterblichkeitsrate; hierdurch erheblicher Anstieg der Bevölkerungszahl, einhergehend mit einem Bevölkerungsdruck (frühe Phase der Industrialisierung, Auswanderung)
  • Stadium III: sinkende Geburtenrate bei gleich bleibender Sterblichkeitsrate

Das allgemeine Bevölkerungswachstum des 18. Jahrhunderts schaffte genügend freie Arbeitskräfte.

Zur Bewältigung der aufblühenden gewerblichen Produktion im 18./19. Jahrhundert wurden in Deutschland zudem auch ausländische Arbeitskräfte herangezogen, was zu Binnen- bzw. Zuwanderungen von Familien und Einzelpersonen führte (Arbeitsmigration).

Die ländliche Gesellschaft der frühen Neuzeit entwickelte sich hierbei zu einer sozial differenzierten Gesellschaft mit eigener Wachstumsdynamik parallel zu den Bevölkerungskonjunkturen.

Durch das Bevölkerungswachstum kamen schließlich auch die neuen Gruppen der Kleinstellenbesitzer hinzu [9], die typischerweise in Hellental, aber auch in den Nachbardörfern ansiedelten.

Im Zeitraum von 1770-1848 kam es dann im Solling fast zu einer Verdoppelung der Bevölkerung.[1]

Dieses beschleunigte Bevölkerungswachstum lässt sich auch für Heinade, Merxhausen und Hellental gut abbilden.

Mit dem raschen Bevölkerungswachstum war konsekutiv eine große existenzielle Not und bittere Armut der kleinen Leute verbunden, denn die Bevölkerung wuchs stärker als der Anstieg der bis dahin üblichen agrarischen Nahrungsmittelproduktion.

Massenarmut, Proletarisierung und Auswanderung wurden hierbei die wichtigsten sozialen Fragestellungen und Herausforderungen des demografischen Wandels des 19. Jahrhunderts.

In diesen Jahren wuchs auch die Heinader Bevölkerung stetig an.

Hierdurch und durch die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse im Weserbergland, aber auch durch verlockende Nachrichten aus Übersee kam es dazu, dass auch viele Heinader Bewohner ab 1866 insbesondere nach Nordamerika auswanderten.

Trotz der Bevölkerungsverluste vollzog sich in Heinade nachfolgend ein beachtlicher Bevölkerungsaufschwung, so dass das Bauerndorf bereits 1905 wieder 621 Einwohner aufwies.

Um 1830 soll nach Steinacker „fast jedes Dorf augenblicklich ungleich mehr Häuslingsfamilien als Grundbesitzer“ aufweisen.

Die durchschnittliche Personenzahl eines Wohngebäudes betrug etwa 10 Bewohner und gilt als die höchste jemals erreichte.[2]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wies Hellental die größte Bevölkerungszahl in seiner Dorfgeschichte auf, einmal abgesehen von dem kriegsbedingten Flüchtlingsstrom während und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Im Zeitraum von 1798-1926 haben sich die Einwohnerzahl und Wohnungsverhältnisse des Dorfes – bei einer Fläche von nur 0,55 km² - aufsteigend entwickelt.[3]

Die Einwohnerdaten spiegeln zugleich die zunehmende, zuletzt hohe Bevölkerungsdichte in dem kleinen Bergdorf wider.

So nahm im Zeitraum von 1821-1871 die Bevölkerung von Hellental um 141 Personen zu, was einem Bevölkerungswachstum von etwa 34 % entspricht.

In der Zeit danach, von 1871-1939, ging die Bevölkerungszahl allerdings um 240 Personen zurück (Abnahme um 43 %).

Demografisch wirksamer Ausdruck der zunehmenden Industrialisierung war der einsetzende Rückgang der Geburtenhäufigkeit.

Kamen um 1830 durchschnittlich noch über sechs Personen auf eine Haushaltung, so waren es etwa 100 Jahre später (1933) noch eben 3,8 Personen.[4]

Mit Stand 23. März 2005 umfasst die 9,07 km² große Gemeinde Heinade mit ihren drei Ortsteilen insgesamt 1.027 Einwohner (mit Hauptwohnsitz), bei seit Jahren kontinuierlich rückläufiger Bevölkerungsentwicklung:

 

Der „Bevölkerungsstoß“

Für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ist zu beobachten, dass der Bevölkerungsanstieg nicht mehr linear, sondern exponentiell erfolgt - mit der Folge einer „Bevölkerungsexplosion“.

Diese war letztlich in ganz Europa festzustellen.

Die deutsche Bevölkerung wächst im 19. Jahrhundert von 24 Millionen auf 56 Millionen Menschen an.

In den 1820er bis 1850er Jahren wuchs die Bevölkerung in Niedersachsen überschlägig um 20 %.

Es war ein Bevölkerungswachstum, das fast völlig auf den ländlichen Raum beschränkt war.[10]

Zwischen 1821-1905 verdoppelte sich (periodisch wechselhaft) gar die Bevölkerung in Niedersachen (96 %) auf Grund des statistischen Geburtenüberschusses.

Ein „Bevölkerungsstoß“ war die Folge.[11]

Im Zeitraum von 1816-1865 stieg im Herzogtum Braunschweig die Anzahl der Einwohner/innen, trotz der Auswanderungen, von 225.000 auf 295.000 (+ 31 %).

Allein im braunschweigschen Weserbergland wuchs die Gesamtbevölkerung von 33.950 Personen (49,2 Einw./km²) im Jahre 1812 um 57% auf 59.637 Personen (86,5 Einw./km²) im Jahre 1925 an.

1905 war mit 60.491 Einwohnern (87,8 Einw./km²) die damals höchste Bevölkerungszahl und –dichte erreicht worden, die danach, vornehmlich bedingt durch die enormen Menschenverluste während des Ersten Weltkriegs (1914-1918), um 2.486 Personen auf 58.005 Einwohner im Jahre 1919 zurückging.[12]

Auf Grund der Hungerkrisen infolge der schweren Missernten von 1771, 1772 und 1773 starben in den niedersächsischen Dörfern weitaus mehr Menschen als geboren wurden.[13]

Bei allem statistischen Vorbehalt, kann diese demografische Beobachtung wohl auch für die hier betrachteten Bauerndörfern Heinade und Merxhausen nachvollzogen werden.

Die Dörfer weisen in ihrer Bevölkerungskurve während dieses Zeitraumes eine kleine Senke in der ansonsten kontinuierlich ansteigenden Einwohnerzahl auf.

Im Zeitraum von 1770-1848 kam es dann im Solling fast zu einer Verdoppelung der Bevölkerung.[14]

Dieses beschleunigte Bevölkerungswachstum lässt sich auch für Heinade, Merxhausen und Hellental gut abbilden.

Mit dem raschen Bevölkerungswachstum war konsekutiv eine große existenzielle Not und bittere Armut der kleinen Leute verbunden, denn die Bevölkerung wuchs stärker als der Anstieg der bis dahin üblichen agrarischen Nahrungsmittelproduktion.

Massenarmut, Proletarisierung und Auswanderung wurden hierbei die wichtigsten sozialen Fragestellungen und Herausforderungen des demografischen Wandels des 19. Jahrhunderts.

In diesen Jahren wuchs auch die Heinader Bevölkerung stetig an.

Hierdurch und durch die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse im Weserbergland, aber auch durch verlockende Nachrichten aus Übersee kam es dazu, dass auch viele Heinader Bewohner ab 1866 insbesondere nach Nordamerika auswanderten.

Trotz der Bevölkerungsverluste vollzog sich in Heinade nachfolgend ein beachtlicher Bevölkerungsaufschwung, so dass das Bauerndorf bereits 1905 wieder 621 Einwohner aufwies.

Um 1830 soll nach STEINACKER „fast jedes  Dorf augenblicklich ungleich mehr Häuslingsfamilien als Grundbesitzer“ aufweisen.

Die durchschnittliche Personenzahl eines Wohngebäudes betrug etwa 10 Bewohner und gilt als die höchste jemals erreichte.[15]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wies Hellental die größte Bevölkerungszahl in seiner Dorfgeschichte auf, einmal abgesehen von dem kriegsbedingten Flüchtlingsstrom während und nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945).

Im Zeitraum von 1798-1926 haben sich die Einwohner*innenzahl und Wohnungsverhältnisse des Dorfes – bei einer Fläche von nur 0,55 km² - aufsteigend entwickelt.[16]

Die Daten der Einwohner*innen spiegeln zugleich die zunehmende, zuletzt hohe Bevölkerungsdichte in dem kleinen Bergdorf wider.

So nahm im Zeitraum von 1821-1871 die Bevölkerung von Hellental um 141 Personen zu, was einem Bevölkerungswachstum von etwa 34 % entspricht.

In der Zeit danach, von 1871-1939, ging die Bevölkerungszahl allerdings um 240 Personen zurück (Abnahme um 43 %).

Demografisch wirksamer Ausdruck der zunehmenden Industrialisierung war der einsetzende Rückgang der Geburtenhäufigkeit.

Kamen um 1830 durchschnittlich noch über sechs Personen auf eine Haushaltung, so waren es etwa 100 Jahre später (1933) noch eben 3,8 Personen.[17]

Mit Stand 23. März 2005 umfasste die 9,07 km² große Gemeinde Heinade mit ihren drei Ortsteilen insgesamt 1.027 Einwohner (mit Hauptwohnsitz), bei seit Jahren kontinuierlich rückläufiger Bevölkerungsentwicklung.

 

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[1] WÄCHTER 1959, S. 11.

[2] HAUPTMEYER 1995.

[3] WÄCHTER 1959, S. 59.

[4] HAUPTMEYER 1995.

[5] MÄRZ/ZELL 2004, S. 83 ff.

[6] JARCK/SCHILDT 2000.

[7] HOFFMANN 2004, S. 25.

[8] WÄCHTER 1959, S. 4-5.

[9] HAUPTMEYER 1995.

[10] HAUPTMEYER 2004, S. 103-104.

[11] WÄCHTER 1959, S. 5.

[12] Übersicht bei TACKE 1943, S. 78 ff.

[13] HAUPTMEYER 1995.

[14] SCHUBERT 1997.

[15] zit. n. TACKE 1943, S. 80.

[16] UELSCHEN 1966.

[17] TACKE 1943, S. 85.

[18] HAUPTMEYER 2004, S. 90.

[19] WIEGAND 2019. S. 10-11, Karte 3.

[20] LANDZETTEL 1985, S. 115; zit. aus Dorferneuerungsplan Heinade-Merxhausen, Prof. Dipl.-Ing. Herbert Caspers, Holzminden 1983.