Schule und Schulhaus
Klaus A.E. Weber │ Rolf Clauditz
Das alte Schulhaus von Merxhausen │ Mai 2020
Als Kleinod aufwändige private Restaurierung und Nutzung
© HGV-HHM, Foto: Klaus A.E. Weber
Der Anfang des Schulwesens in der hiesigen Sollingregion liegt im 18. Jahrhundert.
Privatpersonen verdienten sich hierbei ihren Lebensunterhalt (Winkelschulen/Klippschulen).
Zudem wollte Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) „invalid geschossenen Soldaten“ eine Altersversorgung geben, zugleich aber auch „Witz und Verstand“ in die Köpfe der Untertanen „investieren“.
Die Schulaufsicht lag bei Pfarrer Friedrich II.
1846 betrug der Verdienst durch das Schulgeld 102 Taler bei 120 Kindern.
Das Schulgeld wurde oft aber nicht bezahlt, so dass ein Zuverdienst erforderlich wurde mit der Bewirtschaftung von Schulland und Schulwiese (Reiheessen).
Bis 1918 herrschte eine Dominanz der Kirche, obwohl nach dem Landrecht von 1794 Schulen und Universitäten Veranstaltungen des Staates waren.
1763
Um 1763 war das Schulgebäude in einem schlechten Zustand: „die wenigen pertinenzien aber pag. 55 angeführet.
Es wird jetzt zur aufbringung einer Capelle Anstalt gemacht, und dazu der Schulmeistergartenneben der Schule ausersehen und fortgesetzet.“
Nach STEINACKER [1] wurde die Kapelle in Merxhausen als schlichter Fachwerkbau zwischen 1763–1768 errichtet.
Einer Beschreibung von 1763 ist der Baubeginn zu entnehmen:
"Es wird jetzt zu einer Aufbauung einer Kapelle Anstalt gemacht, und dazu der Schulmeister Garten neben der Schule ausersehen, und fortgesetzet."
Das 1763 ergangene „Generallandschulregelement“ beinhaltete eine Schulpflicht von 8 Jahre und 6 Pfennige Schulgeld.
1825
„Ganz untertänigst dienend“ schilderte der Schullehrer Johann Heinrich Schlutter am 13. August 1825 das verrottetende Schulhaus:
„… der Hauptbalken auf dem obersten Boden hält eigentlich den ganzen Bau zusammen.
Seit Jahren ist er an zwei Stellen fast ganz gebroche; die Glocke ragt in einem Gestelle über dem Hause hervor und beim Läuten bewegt sich Türfütterung so ist eine Hauptreparatur diese Hauses höchst nötig geworden.
Zu dem ich in diesem meinem langen ermüdenden doch ganz gehorsamen Vortrag die Art der hiesigen alten Schulhäuser geschildert und auch die Zustände auf hohe Verlangen des Herrn Superintendent Rögener, Hochgnädiger in Bervern einen getreuen geäußert beglaubigten Bericht abzustatten erlaubt habe.“
Superintendent Rögener war zwar bei gehaltener Schulvisitation die Merxhäuser Schuljugend, hingegen aber nicht das Schulhaus aufgefallen.
1826
Neubau eines Schul- und Kapellengebäudes
1829
Um 1829 besaß das nach Heinade eingepfarrte Merxhausen 43 Feuerstellen und eine Schule, die dem "Consistorio Wolfenbüttel" unterstellt war.
Am 23. Februar 1829 wurde das Abbruchmaterial des alten Schulhauses wie auch des "daneben belegenen Capellen-Gebäudes" vom herzoglichen Kreisamt Stadtoldendorf öffentlich meistbietend zum Verkauf am 02. Mai 1829, morgens 10 Uhr, angeboten,[2]
1877
Am 04. Januar 1877 ist zu verzeichnen:
„Unmittelbar neben der Schulstube, nur durch eine Wand getrennt, liegt im Hause selbst der Kuhstall.
Der Unterricht wird durch die Tiere, die in diesem Stalle sich befinden, häufig gestört.
Es ist deshalb im Interesse des Unterrichts erforderlich, das der Stall aus dem Hause entfernt werde.
Der Abtritt liegt jetzt unmittelbar an der Küchentür am Hause, und der Schweinestall ist nur wenige Fuß vom Haus entfernt.
Bisher müssen die Kinder in der Pause sich auf der engen und sehr stark befahrenen Landstrasse aufhalten.“
Schulwohnhaus, heutiges Dachgeschoss: Schulkasse ("Classe")
1881
"gründliche Restauration des Schulhauses und der Capelle"
Um 1881 war "eine gründliche Restauration des Schulhauses und der Capelle" vorgenommen worden.
Hierbei wurde das alte Schulgebäude "ganz zur Lehrerwohnung eingerichtet, ein neues Lehrzimmer und ein Nebengebäude daneben gebaut."
1912
Erfassen der "Schulzöglinge" zur Pockenschutzimpfung
Nach 1945
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wegen der hohen Flüchtlingszahl zusätzliches Klassenzimmer, genutzt bis in die 1950er Jahre
Erzählungen im Dorf ist zu entnehmen, dass bis in den 1950er Jahren die Prügelstrafe üblich war.
Ende der 1960er wurde die Schule von Merxhausen für immer geschlossen und das alte Schulgebäude von der Gemeinde Merxhausen an Karl Engelke verkauft.
Der Erlös diente zur Finanzierung der Straßenbeleuchtung.
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[1] STEINACKER 1907, S. 191.
[2] Braunschweigische Anzeigen, März 1829, 18. Stück, 889.
[3] Schulakte 1799–1911.