Osterbrauch und Osterfeuer

Klaus A.E. Weber

 

Der alte Osterwasserbrauch

Als bekanntes Beispiel für ein typisches Jahresbrauchtum sei der früher im und am Solling (u.a. auch in Deensen) und darüber hinaus (in Linnenkamp) verbreitete Jahresbrauch benannt, um die Zeit des Ostersonntages das „Osterwasser“ zu holen.[1]

Wie hierzu noch heute in Hellental gerne berichtet wird, schöpften die jungen Mädchen des Bergdorfes das Osterwasser unter sich geheim aus der „Steinbeke“, dem vormals offenen Bachlauf im Oberdorf.

Traditionell war den jungen Mädchen aufgegeben, das „Heilwasser“ am Sonnabend vor Ostern noch vor Sonnenaufgang (ab 6 Uhr) zu holen – völlig lautlos, ohne zu sprechen.

Es gab hierbei das Versprechen, dass dann, wenn sich die jungen Mädchen zuhause mit dem „Osterwasser“ wuschen, sie das ganze Jahr über gesund blieben und hübsch wurden, was die Heiratschancen steigern sollte.

Unverheiratete junge Burschen lauerten den Mädchen allerdings oft auf, wohl wissend um deren geheimes Handeln. Die Burschen versuchten sodann, die Mädchen so zu necken, dass diese kicherten, lachten oder gar aufjauchzten.

Trat dies ein, verlor das Wasser aus der „Steinbeke“ seine gewünschte heilsame Wirkung und wurde nur zum „Prahlwasser“.

Die jungen Mädchen mussten dann erneut ihr „Osterwasser“ aus der „Steinbeke“ holen, entweder sofort oder aber ein Jahr später.

 

Das traditionelle Osterfeuer

 

Vorbereitung des Osterfeuers in Hellental um 1960

© Historisches Museum Hellental

 

Osterfeuer in Hellental am Ostersamstag 2017

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] ANDERS 2004, S. 199; CREYDT 1988; DROPE 1984, S. 101 f.