Grenzverlauf am Heukenberg und Steinberg

Klaus A.E. Weber

 

Die folgenden Ausführungen sind auszugsweise und in veränderter Textfassung der folgenden Veröffentlichung entnommen:

Detlef Creydt, Hilko Linnemann, Klaus A.E. Weber:

Die historische Landesgrenze des Kreises Holzminden zum ehemaligen Hochstift Hildesheim.

In: Jahrbuch 2007 für den Landkreis Holzminden. Bd. 25. 2007, S. 41-68.

 

„Trockener Grenzgraben“

Der hier näher untersuchte Grenzabschnitt beginnt mit dem Grenzstein mit der Buchstabenzählung „F“ im Bereich des „trockenen Grenzgrabens“.

Diese Bezeichnung weist auf die Gestaltung dieses Bereiches der Grenze hin.

Hier befindet sich noch heute im Gelände deutlich sichtbar ein Graben mit aufgeschüttetem Wall.

Relativ eng beieinander stehen in südlicher Richtung mehrere weitere Grenzsteine mit Buchstabenzählung.

Anhand der Karte der Grenzaufnahme von 1828 lässt sich schließen, dass die Grenzsteine mit Buchstabenzählung vom Königreich Hannover gesetzt worden sind, denn auf der Karte von 1828/1901 befindet sich eine Tabelle nur mit den Standorten der Grenzsteine mit Nummerierung.

Nach dem „trockenen Grenzgraben“, zwischen dem Ohlenberg und Belzenberg beginnend – 1828 durch die acht Grenzsteine № 47 bis № 40 markiert - erstreckt sich aus Richtung Lüthorst kommend der Verlauf der hier näher untersuchten Landesgrenze im flachen Bogen zwischen den Arealen „Am Sundern“ und „Der Weinberg“.

Die Grenze befindet sich auf dem Kamm des Höhenzuges.

Der „trockene Grenzgraben“ geht langsam in einen Grenzweg über.

 

Vom Königreich Hannover gesetzter Grenzstein mit der Inschrift "KH│HB"

mit dem Buchstaben „B“ und Kreuzmarkierung [2]

Mai 2020

© HGV-HHM, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Grenzstein mit der Inschrift "KH│HB" auf dem Steinberg [2]

Mai 2020

© HGV-HHM, Fotos: Klaus A.E. Weber

 

Grenzweg mit Grenzsteinen und Warnungspfahl

Die Grenzsteine tragen nun in unterschiedlicher Abfolge entweder Nummerierungen oder Buchstabenzählungen.

Die Landesgrenze verläuft sodann zwischen den beiden Grenzsteinen № 40 und № 39 durch die schmalen, handtuchartigen „Denkiehäuser Wiesen“ und zugleich unmittelbar entlang des Anwesens der Wassermühle „Weiße Mühle“, parallel zum Mühlenweg und Mühlenuntergaben.

Der alte Weg vom hannoverschen Mackensen im Osten nach dem braunschweigischen Denkiehausen im Westen, der mit dem Hoheitsgrenzstein № 39 senkrecht auf die wieder geradlinig verlaufende Landesgrenze stößt, weist bei seiner Grenzquerung auf der braunschweigischen Seite 1828 einen hoheitlichen „Warnungs Pfahl“ auf.

Solche „Warnungspfähle“ als Grenzzeichen sind auch aus anderen Gebieten Niedersachsens belegt.

Die Grenze verspringt hier um einige Meter und verläuft dann erneut in einem Graben mit anschließendem Wall, heute noch als dichte Hecke zu erkennen.

Die Flurbezeichnung auf der Mackenser Grenzseite lautete 1828 „Vor dem Graben“.

Vermutlich haben wir es mit den Resten einer alten Landwehr oder zumindest eines „Grenzübergangs“ zu tun, da nicht alle Landwehren durchgängig geschlossen waren, sondern zum Teil topographische Gegebenheiten nutzen und nur in kurzen Abschnitten als Landwehr bestanden.

Südwestlich an der Flurgrenze von Denkiehausen liegt am östlichen Abhang des Heukenbergs der um 1580 wüst gefallene Ort Hissihausen.

Die Grenze umfasst halbkreisförmig exakt diese Ortswüstung.

Zahlreiche Wölbäcker auf der Höhe sowie dem östlichen Abhang des Heukenbergs zeigen heute noch deren Lage an.

Mit der Setzung der Landesgrenzsteine № 39 bis № 35/36 wendet sich der Grenzverlauf dann fast rechtwinklig nach Südwesten ab, um mit ausladendem, halbrundem Bogen im „Denkiehäuser Feld“ das Terrain des ausgedehnten v. Rauschenplatt’schen Anwesens im Westen zu umschließen (Grenzsteine № 38 bis № 34).

Die „Haynader Wiesen“ vom „Heuckeberg Anger“ und der „Haynader Feldmark“ trennend verläuft die Landesgrenze zunächst entlang der Steilkante über die Nordflanke des Heukenbergs, dann in südlicher Richtung im s-förmigen Bogen auf halber Höhe über den Steinberg bei Merxhausen.

Entlang der „Merxhäuser Feldmark“ reihen sich die 15 Hoheitsgrenzsteine № 31 bis № 17 an.

 

Grenzstein auf dem Heukenberg "K H 28"

Königreich Hannover Nr. 28 [1]

Mai 2016

© HGV-HHM, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Grenzstein auf dem Heukenberg "K H A"

Königreich Hannover A

Mai 2016

© HGV-HHM, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Beginnend mit dem Grenzstein № 20 über die Merxhäuser Feldmark mit dem Gemeindeanger zum Steinberg (№ 19 bis № 17), weiterführend verläuft sodann die Landesgrenze bis zum alten „Grenzkrug“.

Im Bereich oberhalb des „Grenzkruges“, zwischen den Grenzsteinen № 19 und № 18 (nicht auffindbar), befindet sich am Hang ein ca. 150 m langer und ca. 2 m breiter Wall aus Bruchsteinen.

Danach überquert sie den am Fuße des Holzbergs bei Heinade entspringenden Spüligbach und führt über die heutige Landesstraße 580 hinweg, dem Straßenzug der alten „Einbecker Straße“, und erstreckt sich kurz entlang des Landstraßenverlaufs, um danach Richtung Südsüdwest fortzuführen.

Durch diesen Grenzverlauf wird die östliche Gemarkung von Merxhausen von einem ausladenden halbrunden Bogen von der alten Landesgrenze umschlossen.

Dort, hinter dem südöstlichen Dorfausgang von Merxhausen (vormals braunschweigisch) nach Mackensen (vormals hannoversch), befindet sich gegenüber dem ehemaligen braunschweigischen Grenzzollhaus der letzte Landesgrenzstein der beiden Hoheitsgebiete von Hannover und Braunschweig (Grenzstein mit dreizeiliger mit dreizeiliger, versetzter Inschrift:

Land

          Hannover

Braunschweig

 

Landesgrenzstein zwischen (Land) Hannover und (Land) Braunschweig [2]

gegenüber dem alten "Grenzkrug" an der Straße Merxhausen-Mackensen

Erhaltunszustand im Mai 2016 │ vor seiner Teilzerstörung 2022

© HGV-HHM, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Hinter dem „alten Grenzkrug“ verläuft die Grenze, beginnend mit dem heute nicht mehr auffindbaren Grenzstein № 16 in südwestlicher Richtung den Hang hinauf zum „Forstgrund“.

Der folgende Grenzstein mit dem Buchstaben „A“ befindet sich inmitten eines Bruchsteinhügels, vermutlich die Reste einer Grenzmauer.

Im Bereich des folgenden Grenzsteins wird diese Mauer deutlich sichtbar und zieht sich über mehrere hundert Meter bis zum Grenzstein № 9 mit zum Teil einer Höhe von 1 m den Hang hinauf.

Die Grenze knickt bei Grenzstein № 12 um rund 70 Grad nach Westen ab, an dieser Ecke befindet sich zudem noch ein „Ämtergrenzstein“ mit der Aufschrift „AA“ (Amt Allersheim) und „AH“ (Amt Hunnesrück).

Oberhalb der heute unter Nadelwald verborgenen Terrassenäcker der „Merxhäuser Gärten“ knickt die Grenze in südöstlicher Richtung in das Hellental ab.

Die Grenzmauer geht nun langsam in einen Wall und dann in einen Hohlweg über, der sich bis zu Grenzstein № 7 hinzieht.

Hier biegt der Grenzverlauf im 90 Grad Winkel Richtung Talgrund des Hellentals ab.

Mit dem Erreichen des Talgrundes knickt die Grenze nun mit südwestlicher Richtung ins Hellental ab und verläuft weiter entlang des Grenzbaches Helle.

Im östlichen Randbereich der Flure „Streitige Hudekämpe“ und „Rotem Lande“ begann einst die historische, den Solling durchquerende Grenzlinie der Staatsterritorien von Hannover und Braunschweig im Verlauf des Hellentals.

Von seiner territorialen wie natürlichen Grenzlage im nördlichen Sollingmassiv war die Zugehörigkeit des Hellentals zum vormals bestehenden Land Braunschweig maßgeblich gekennzeichnet und topographisch von naturräumlichen Elementen geprägt.

 

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[1] CREDT/LINNEMANN/WEBER 2007, S. 65, Tab. 2: Als nicht auffindbar beschrieben.

[2] CREDT/LINNEMANN/WEBER 2007, S. 65, Tab. 2.