Die historischen Verkehrswege

Klaus A.E. Weber

 

Verkehrswege im ehemaligen Amt Stadtoldendorf

STEINACKER 1907 [2]

 

Altstraßen und die Entwicklung des regionalen Verkehrswegenetzes

Das Wegenetz mit regionaler und überregionaler Verkehrsanbindung ist für die wirtschaftliche Entwicklung eines Gewerbestandortes nach wie vor von entscheidender Bedeutung.

Historische Handelsstraßen spiegeln sich wirtschaftshistorische, fiskalische und vor allem aber politische Entwicklungen wieder.[7]

 

Grenzmarkierung am Verkehrsweg zwischen

"Braunschweig" (Landkreis Holzminden) und "Hannover" (Landkreis Northeim)

bei Mackensen │ Mai 2020

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es zu einer wesentlichen Verbesserung des Wegenetzes, insbesondere im Hinblick auf die Straßen erster Ordnung, die den Tallinien folgten.

Eine hervorgehobene Bedeutung hatte die alte "Einbecker Straße", die über den Solling führte.

Im Hinblick auf die Verkehrsbedingungen, Entstehung und Entstehung des Wegenetztes im Solling und dessen historische Relikte wird auf einen zusammenfassenden Aufsatz von CREYDT [1] verwiesen.

 

Ringförmige Maserung eines gefällten Eichenstamms │ Mai 2020

Um 1745 angelegte Eichenallee im Solling bei Schießhaus

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Wegenetz

 

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© Zeichnung: Wolfram Grohs │ 2021-03

 

Holzminden und Einbeck waren ehemals durch eine über Dassel führende Poststraße verbunden.

In nördlicher Richtung verlief einst ein alter bedeutender Hauptverkehrsweg, die von Westfalen nach Leipzig führende Heer- und Handelsstraße Holzminden-Einbeck.

Diese fast geradlinig von Westen nach Osten verlaufende, Höhenlinien folgende historische Verkehrsroute ist noch heute als „Einbecker Heerstraße“ [1] weitgehend erhalten:

  • Holzminden - Schießhaus - Merxhausen - Mackensen - Dassel - Einbeck.

Zudem gab es eine weitere Reihe historischer Verbindungswegen als

  • Forstwege/Holzwege

  • Fußwege (Steige, Stiege)

  • Feldwege

  • Knüppeldämme.

Zu den Waldglashütten und Kohlstätten sowie zu den landwirtschaftlich genutzten Wiesen führten Wirtschaftswege.

So bestanden beispielsweise „Köhler Fahrwege“ als Anfuhrwege für geschlagenes Holz und „Kohlenwege“ zum Abtransport der Holzkohlenprodukte.

 

Sollingallee („von Langen-Allee“) │ Mai 2020

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Anlage verbesserter Verkehrswege im Weserdistrikt

Da im 18. Jahrhundert, wie letztlich auch noch heute, eine günstige Verkehrsanbindung die wesentlichste Voraussetzung für eine Gewerbeansiedlung war, galt auch der Anlage verbesserter Verkehrswege im Weserdistrikt die besondere Aufmerksamkeit des klugen „Regionalplaners“ Johann Georg von Langen., der dem Ruf von Herzog Carl I. folgte und 1745 als Hofjägermeister in den braunschweigischen Weserdistrikt kam.[3][6]

Eine Aufstellung aller Land- und Heerstraßen im Weserdistrikt vom 08. Oktober 1751 ist erhalten geblieben.[4]

Die erste straßenbauliche Maßnahme von v. Langen galt der Verlängerung der Merxhäuser Straße (heute auch „Alte Einbecker Straße“ genannt) in gerader Richtung durch den verkehrstechnisch äußerst ungünstigen Querriegel des Solling-Mittelgebirges.

In der topografischen Solling-Jagdkarte von 1603 wird dieser Weg von Johannes Krabbe (1553-1616) als „Holzminischweg“ ausgewiesen.

Die Verlängerung der Merxhäuser Straße betreffend gab es am 20. November 1745 eine Eingabe von v. Langen und in Erwiderung ein Konzept des herzoglichen Erlasses vom 02. Dezember 1745, die Merxhäuser Straße in der beantragten Weise auszubauen.

Diese von Holzminden ausgehende Straßenanlage diente vornehmlich dem Handelsverkehr von Höxter - Holzminden über Merxhausen - Dassel nach Einbeck – Seesen - Braunschweig und dem Brennholztransport nach Grünenplan und Delligsen.[5]

Johann Georg v. Langen war um die Erschließung zur Ansiedlung von bodenständigen Wirtschaftsunternehmen bemüht und an der Gründung von Grünenplan, Hellental, Schorborn und der Porzellanmanufaktur in Fürstenberg maßgeblich beteiligt.

So wurde auf die Initiative von v. Langen hin am 11. Januar 1747 durch Anordnung von Herzog Carl I. in dem braunschweigischen Jagdschloss Fürstenberg eine Porzellanmanufaktur gegründet, nach Meißen (gegründet 1710) die zweite fürstliche Porzellanmanufaktur im deutschsprachigen Raum.

Die „Porcelainefabrique“ schuf Arbeit im verarmten Weserdistrikt.

Schließlich brachten die ökonomischen Auswirkungen des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) das Verkehrswegevorhaben zum Erliegen.

 

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[1] CREYDT 2022, S. 9-50.

[2] STEINACKER 1907, S. 110 Abb. 70 PS IV Z4.

[3] durch Eichen markierte „v. Langen-Alleen“ im Solling.

[4] HEBBEL 1999, S. 29.

[5] HEBBEL 1999, S. 29.

[6] CREYDT 2022, S. 28-29.

[7] STREICH 1996, S. 157-160.