Es klapperten die Mühlen am Spüligbach

Klaus A.E: Weber

 

Die frühere "Papiermühle" und spätere „Lohmann’sche Mühle“ am südlichen Fuße des Heukenbergs

Mai 2020

© HGV-HHM, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Wassermühlen im Umfeld von Merxhausen

Wie für die Berglandschaft des Sollings und seiner vorgelagerten Landschaften nicht anders zu erwarten, waren Wassermühlen auch in und um Merxhausen vorherrschend.

Angetrieben von der Wasserenergie des oberhalb von Merxhausen am Holzberg entspringenden Spüligbaches (um 1596: "Spoeling"), der ein günstiges Fließgewässergefälle aufweist, werden für die Zeit um 1763 in Merxhausen eine Korn- und eine Papiermühle angegeben.[9]

Um 1780 wurden dann drei Mühlen mit landesherrlicher Zustimmung betrieben, zwei Getreidemühlen und eine Papiermühle.

Zudem diente die „Spülig“ früher auch zum Wäschewaschen.

 

Oberlauf des Spüligbaches bei Merxhausen │ Mai 2020

© HGV-HHM, Foto: Klaus A.E. Weber

 

In ihrer Beschreibung, die „Sr. Herzoglichen Durchlaucht Herrn Karl Wilhelm Ferdinand regierendem Herzoge zu Braunschweig=Lüneburg unterthänigst gewidmet“ haben, heben HASSEL/BEGE 1803 die Bedeutung des "Merxhäuser Mühlenbaches" hervor.[7][8]

"Der Mühlenbach, der ¼ Stunde oberhalb des Dorfs aus dem Zusammenflusse mehrerer kleiner Bäche entsteht, und bei Dassel den Namen Spülig annimt, treibt mitten im Dorfe eine Privatmühle mit 1 Mahl- und 1 Oehlgange.

Einige tausend Schritte vor dem Dorfe liegt auf dem Wege nach Heinade eine Papiermühle, zu welcher die in der Tiefe liegende Lumpenstampfmühle gehört."

Bei den am Oberlauf des "Merxhäuser Mühlenbaches" im Amt Allersheim angelegten gewerblichen Wassermühlen handelt es sich um die

  • Papiermühle am nordwestlichen Dorfeingang │ Denkmal Bau und Kunst

  • Bocksche Mühle in der Ortsmitte, 1763 erstmals erwähnt

  • Sakelsche Mühle am südöstlichen Dorfeingang unterhalb des Steinberges, um 1700 betrieben │ Denkmal Bau und Kunst

 

Blick vom Steinberg

„Saakel’sche Mühle“ (links) und "Papiermühle" (rechts) am Spüligbach │ 1708

Ausschnitt aus der Tuschezeichnung von 1708 mit den Grenzort Merxhausen [5]

 

Die Mühlenanlagen in Merxhausen sind als bedeutende kulturhistorische Bauwerke des alten Dorfes weitgehend erhalten.

Noch heute verdeutlichen diese Mühlen, dass – bei aller Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit – damals ein Mühlengebäude zugleich auch als Repräsentationsbau errichtet worden war.

Anhand historischer Quellen ist davon auszugehen, dass im 16.-19. Jahrhundert in Merxhausen zumindest eine Mahl- und Ölmühle (1584/1622, 1862) bestand, zudem zwischen 1680 und 1700 auch eine Papiermühle errichtet wurde, die noch 1863 als solche erwähnt worden sei.[2]

Die hierbei fälligen Abgaben (Steuern) wurden entrichtet an das

  • Amt Stadtoldendorf

  • Domänenamt Allersheim.

Wie der Ortschronik Deensen [3] zu entnehmen ist, lies auch die Gemeinde Braak ihr Korn in einer der Mühlen von Merxhausen mahlen.

Die ehemals traditionsreiche „Saakel’sche Mühle“ lieferte ihr Mehl u. a. auch an die „Bäckerei Kempe“ in Hellental.

Die nächste Mühlenkraftanlage am Wasserlauf des Spüligbachs, die „Schormann’sche Mühle“ (ihre letzte Betreiberfamilie war die Familie Schormann) am Ortseingang von Macksensen, befindet sich etwa 1.300 m von der „Saakel’schen Mahlmühle“ entfernt, im benachbarten Landkreis Northeim.

Dort soll in Mackensen bereits um 1663 eine alte Erben- und Zwangsmühle bestanden haben, seinerzeit als „Ölmühle“ bezeichnet.

Sie wurde über Generationen hinweg von Angehörigen der Familie Feindt betrieben.[4]

 

Mehlsack von J. (Johann) Grabe │ Merxhausen № 7

© HGV-HHM, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Mühlenbesitzer und Müller

Papierfabrikanten und Papiermacher

Entsprechend der langen Mühlentradition, die möglicherweise bis in das Spätmittelalter hineinreicht, gab es im Nahbereich von Merxhausen wie auch im Dorf selbst neuzeitliche Mühlenbetriebe mit zahlreichen bekannten wie unbekannten Besitzern und Müllermeistern.

Beim derzeitigen ortshistorischen Forschungsstand konnten diese nicht immer eindeutig den heute bekannten Mühlengebäuden von Merxhausen zugeordnet werden.

Neben dem Leineweber galt auch der Handwerksberuf des Müllers als „unehrlich“.

Bereits um 1698 gab es in Merxhausen nachweislich einen Müller namens Düfel.

Von 1701-1704 war Heinrich Klingenhagen Müller in Merxhausen.

Levin Christoph Meyer arbeitete um 1723 als Müllermeister in Merxhausen.

Zwischen 1712-1727 kamen während der Ehe mit einer nicht namentlich bekannter Ehefrau sieben Kinder zur Welt.

Da seine beiden Kinder zwischen 1733-1736 in Merxhausen geboren wurden, ist davon auszugehen, dass der Müllermeister Johann He(i)nrich Schütze ebenfalls in Merxhausen eine Wassermühle betrieben hat.

Der im Januar 1854 in Merxhausen geborene Brinksitzer Karl Friedrich Wilhelm Brömsen war 1921 Mühlenbesitzer in Merxhausen.

Er heiratete im November 1884 in Heinade Johanne Caroline Friederike Bremer.

Aus deren Ehe gingen vier Töchter hervor.

Zwischen 1848-1850 wurden in Merxhausen die beiden Söhne des Ölmüllers August Wilhelm Dempewolf und seiner Ehefrau Dorothee Wilhelmine Becker geboren, so dass die Annahme gerechtfertigt erscheint, ihn als (Öl-)Müller in Merxhausen anzusehen.

Ein weiterer Mühlenbesitzer war um 1907 der im August 1846 in Hevensen geborene Karl Theodor Burgtorf, der im Februar 1875 in Merxhausen Johanne Caroline Friederike Juliane Engelhard aus Gladebeck heiratete.

Als Mühlenbesitzer ist auch der im Juli 1857 geborene Wilhelm Karl Heinrich Philipp Redeker aus Wöhren zu benennen, der im April 1880 in Heinade Sophie Bock heiratete und mit ihr drei Kinder hatte.

Ein Mühlenbesitzer war auch Heinrich Rose, aus dessen Ehe mit Juliane Düvel, der spätere Mühlenbesitzer Friedrich Heinrich Wilhelm Rose hervorging.

Er ehelichte im Dezember 1912 in Merxhausen die hier im Dezember 1884 geborene Berta Auguste Luise Filmer.

Der Mühlenbesitzer Ernst Heinrich Fritz Warnecke heiratete im Juli 1926 in Merxhausen Luise Auguste Minna Alwine Linnemann.

Warnecke war der Sohn des Mühlenbesitzers Ernst Warnecke und dessen Ehefrau Luise Walbach.

 

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[2] KLEINAU 1968, S. 401; STEINACKER 1907, S. 191; LAMBRECHT 1863, S. 704.

[3] RAULS 1983, S. 299.

[4] CREYDT 1996, S. 8.

[5] StAWb K13341 CREYDT 2013, S. 84 Abb. 1.

[6] NÖLDEKE 1930, S, 31.

[7] HASSEL/BEGE 1803, S. 327.

[8] HASSEL/BEGE 1803, S. 336 (12.).

[9] STEINACKER 1907, S. 190-191.