Alte Höfe und „Einhäuser“

Klaus A.E. Weber

 

Alte Hofanlage in Merxhausen │ um 1946

H. Kumlehn │ Merxhausener Str. 14

© HGV-HHM, Archiv [8]

 

Die alte Flurkarte von G. C. GEITEL weist 1763 aus (braunschweigische General-Landesvermessung), dass es zur Mitte des 18. Jahrhunderts in Merxhausen 39 Höfe gab [5]:

  • 2 Halbspänner (Hofbesitzer/Ackerhof 50 Morgen)

  • 4 Großköter (Hofstelle, Garten, kein Ackerland )

  • 7 Kleinköter (z.B. 2 Pferde 1 Fohlen, 2 Kühe, 1 Schwein)

  • 24 Brinksitzer

  • 2 Anbauer

Geren Grundherr (Gutsherr) - mit Ausnahme eines „Campe’schen Kothofes“ - war der Herzog von Braunschweig (1695, 1763).

Die Abgaben bestanden in Form von Handdienst, Dienstgeld, Contribution, Landschatz, Proviantgeld, Kornzehnt.

Bei Merxhausen wurden 1750er/1760er Jahren über 50 Morgen dreische Ländereien (Dreische/Driesche) allmählich in Gärten umgewandelt.[6]

Die Flurkarte von 1763 verzeichnete zudem einen westlich des Dorfes gelegenen Salzkämpe.[5]

Die Fläche des Dorfes Merxhausen betrug 1763 insgesamt 895 Morgen 13 Ruten.

Um 1589 waren 2 Ackerleute und 12 Handdienster und um 1685 2 Halbspänner, 4 Groß- und 8 Kleinköter sowie 6 Häuslinge zu verzeichnen.

1793 gab es in Merxhausen 6 Halbspänner, 8 Kothöfe und 18 Brinksitzer.[2]

Später sind 24 Brinksitzer (geringste Besitzklasse/Nebentätigkeit/Tagelöhner) und zwei Anbauer (Neusiedler ohne Ansprüche auf Acker, Garten, Wiese) zu verzeichnen.

Eine Vermessung der "Feldmark Merschausen" datiert in die Zeit 1761-1778.[7]

Die Forstgemarkung „Merxhausen“ wurde aus den herrschaftlichen Forsten des Reviers Merxhausen 1872 gebildet.[2]

Die Kopfsteuerbeschreibung von 1678 weist für "Merxhaußen" 66 steuerpflichtige Personen aus (älter als 12 Jahre), wobei die Steuer insgesamt 20 Taler (T) und 15 gute Groschen (Ggr) betrug.[3]

 

Alte „Einhäuser“ im 18./19. Jahrhundert

Von STEINACKER [5] wurden 1907 in Merxhausen insgesamt

  • 6 Einhäuser vom Typus I beschrieben (1704-1808)
  • 1 Haus vom Typus II (1806)
  • 3 Häuser vom Typus IV (1790-1863)
  • 1 Haus vom Typus V (1777)

beschrieben.

Bei 16 Häusern wurden um 1884 Inschriften „erbaulichen Inhalts“ gesammelt, datiert für den Zeitraum 1704-1878.

Darunter fand sich auch eine hebräische Hausinschrift von Abraham Samson Rothschild.

Eine weitere hebräische Inschrift von 1828 lautete [4]:

 

Gesegnet seyst du wen du ausgehst,

gesegnet seyst du wen du komst.

Samson Jos. Rothschild.

Jette Rothschild geb. Berg

 

Ein großer Teil der alten Fachwerkhäuser besteht noch heute, wobei das wahrscheinlich älteste erhaltene Fachwerkhaus aus dem Jahr 1704 stammt (Ass.-№ 13, Walter Schlutter).

Als weitere Bauernhäuser sind zu benennen

  • das Haus von 1797 (Ass.-№ 9 - Heinrich Schoppe)
  • das Haus von 1798 (Ass.-№ 12 - Adolf Timmermann)
  • das Haus von 1808 (Ass.-№ 16 - Buchholz).

Im Laufe der Jahre wurde das Fachwerk zum Erhalt der Häuser durch das Anbringen von Behang teilweise verdeckt.

 

Einhäuser und deren Typus (I, II, IV) nach STEINACKER [5]

  • Ass.-№

  • Datierung

  • Beschreibung

 

Typus I

13

1704

links mit Frontverlängerung, rechts Auslucht mit vorkragendem Giebel über Fase und gerundetem Füllholz

9

1797

mit Stern über dem Tor

12

1798

Oberstock auch seitlich vorgesetzt über Karniesprofil, Stern an den Zwickelbändern

15

?

Oberstock und Giebel vorn ebenso vorgekragt

3

1808

Oberstock ebenso, Rosette an den Zwickelbändern

16

?

Vorkragung vom Oberstock ringsum und rückwärts auch vom Giebel über Horizontalprofilen

 

Typus II

9

1806

Nebenhaus; die Wohnseite an der Hauptstraße mit zweimal vorgerücktem Giebel, hier an der Oberstockschwelle Spruch und Jahr, unter den Schwellen ringsum Karniesprofil, am Giebel auch Zahnschnitt und Musterung durch Schrägstreben, Frontverlängerung links, Rosette an den Zwickelbändern

 

Typus IV

?

1790

?

1835

?

1863

11

1777

mit Oberstockvorkragung über gerundetem Profil, an den Torständern flache Schaftvorlage

 

__________________________________

[1] KICKBUSCH 2004, S. 128, 130, 265.

[2] in KLEINAU 1968, S. 401.

[3] MEDEFIND 2000, S. 285 f.

[4] TACKE 1907, S. 191.

[5] STEINACKER 1907, S. 190-191.

[6] TACKE 1943, S. 113.

[7] NLA WO, 58 Alt, Nr. 1886.

[8] au der privaten Fotosammlung der Familie Kumlehn in Merxhausen.