Jüdischer Betraum „nebenan“ in Mackensen
Klaus A.E. Weber
Nach MITTENDORF [1] sei überliefert, „daß sich die jüdische Gemeinde zur Zeit ihrer Blüte im 18. Jahrhundert etwa 70 Köpfe umfaßt habe.“
Dies sei aber „nicht mehr auszumachen, da alle schriftlichen Unterlagen, die auch nur geringste Hinweise auf den einst existierenden jüdischen Teil der Einwohnerschaft dieses Dorfes enthielten, von den Nationalsozialisten im Jahre 1938 gründlich vernichtet wurden.
Eine zufällig erhaltene Liste einer 'Seelenzählung' aus dem Jahre 1861 weist noch 38 Israeliten bei einer Gesamteinwohnerzahl von 779 Menschen aus.“[4]
Auszug aus der Einbecker Morgenpost vom 03. August 1981 [1]
In Mackensen soll ehemals eine jüdische Gemeinde aus insgesamt sieben Familien bestanden haben, wobei fünf aus Dassel und nur zwei aus Mackensen stammten.
Zu Beginn der 1930er Jahre gab es in Mackensen keine jüdischen Einwohner*innen mehr.
Mutmaßlich jüdischer Betraum im ersten Stock des Wohnhauses Mühlenanger 3 │ April 2025
nach MITTENDORF [3] ehemalige "Synagoge"
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Jüdischer Betraum in der Hofanlage Ass. Nr. 59
Da es regional kein eigenständiges Synagogengebäude gab, richteten jüdische Familien in Macksen für ihre Gottesdienste einen Betraum als Synagogenraum in einem privaten Haus ein.
Aus der Sekundärliteratur ergibt sich, dass sich ein Betraum („Synagoge“) im ersten Stock des Wohnhauses der Hofanlage Mühlenanger 3 (Ass. Nr. 59) befand.
Der Hof am Spüligbach zählt mit seinen ortstypischen Fachwerkgebäuden des 17.-19. Jahrhunderts zu den größten Anlagen im alten Ortskern von Mackensen, bestehend aus einem dreiflügeligen Wohn-/Wirtschaftsgebäude und einer stattlichen Scheune.
Das Anwesen war im frühen 19. Jahrhundert im Besitz der Bäckerfamilie Peinemann, die der jüdischen Gemeinde von Mackensen um 1808 einen Gebäudeteil als „Synagoge“ überlassen hat, die vermutlich bis zur Verlegung des Gemeindesitzes nach Dassel genutzt wurde.
Um 1861 habe der Betraum auch jüdische Einwohner*innen aus Merxhausen gedient.
Für die jüdische Gemeinde in Mackensen soll die Bäckerfamilie mehrere Generationen lang die Matzen, das ungesäuerte Fladenbrot jüdischer Tradition, gebacken haben, was zu dem Beinamen „Matzenbäcker“ führte.[2]
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[1] SEEGER 1981.
[2] MITTENDORF 1985, S. 94.
[3] vergl. MITTENDORF 1985, S. 95 Abb. 1.
[4] nach MIRUS 1981, S. 254: 427 männliche, 390 weibliche = 817 Personen.