Die Werrakeramik – Eine stilistische Innovation

Klaus A.E. Weber

 

Höhepunkt der Irdenware des frühen 17. Jahrhunderts

 

Glasermeister Hilbert

mit Ehefrau Grete

"auf der Schlagd"

Juli 2018

© Foto: Diana Wetzestein, Wanfried

 

In einer Inszenierung "auf der Schlagd", dem historischen Wanfrieder Hafen, Endpunkt der Weser-Werra-Schifffahrt und bedeutender Umschlagplatz für Waren, boten der Glasermeister Hilbert und seine Ehefrau Grete kunstvolle Glaswaren aus dem "Alten Tal der Glasmacher" im Solling zum Verkauf an, um im Gegenzug wertvolle Werrakeramik aus Wanfried zu erwerben.[10]

Living History 2018

 

Renaissancekeramik

Weserkeramik und Werrakeramik │ Weserware und Werraware

Die in Minden, Bremen und Fulda 1981 präsentierte Ausstellung "Keramik an Weser, Werra und Fulda" zeigte, von welch besonderer typologischen, ikonologischen, topografischen und chronologischen Breite jene keramischen Produkte der vielen traditionellen Töpferorte im Umland des Flusssystems der Hauptverkehrsader Weser und ihrer beiden Quellflüsse einst gut 300 Jahre lang vom späten 16. bis ins 18. Jahrhundert gekennzeichnet waren.[14][15][18][22]

Daraus leiien sich der einstige, eingängige Begriff der "Weserkeramik" und damit zugleich auch die Herkunftsangabe ab.[15]

Die bemalte Keramik stand in Konkurrenz mit

und wurde schließlich von diesen verdrängt.

Zudem kam zwischenzeitlich darüber hinaus auf Grund "auffälliger Eigenart" der zweite Begriff der "Werrakeramik" bzw. der "Wanfrieder Ware" hinzu.[15]

Geografisch begrenzt und quasi plötzlich erscheinend wie auch abrupt verschwindend ist der in "Sgraffitotechnik" kunstvoll ausgefühte Dekor der sorgsam verziert bemalten Keramik mit allerlei Rätseln verbunden.

Als einzelne Töpferorte der Weser- und Werrakeramik erschienen um 1981 aufgrund größerer oder kleinerer archäologischer Fundkomplexe sowie über das Aktenstudium entlang des Transportweges Werra und Weser namentlich erwähnenswert - als Irdentöpferei │ Steinzeugtöpferei │ Schmelztiegelherstellung │ Pfeifenbäckerei: [15]

  • Göttingen [19]

  • Großalmerode

  • Hameln

  • Hedemünden

  • Heiligenstadt (Eichsfeld)
  • Höxter

  • Holzminden

  • Lauenförde

  • Minden

  • Hannoversch Münden (Mündener Altstadt)

  • Nienhagen

  • Oberrode

  • Polle

  • Uschlag

  • Uslar

  • Vaake und Veckerhagen

  • Vlotho

  • Wanfried

  • Witzenhausen

Aber auch jene Töpferorte, die weiter abseits der Weser beispielsweise im so genannten Pottland lagen, nahmen den Wasserweg auf der Weser für ihre bruchgefährdete Schiffsfracht in Anspruch:

  • Fredelsloh

  • Duingen

  • Töpferorte am Deister.

Dabei wiesen die Töpfer aus dem Werragebiet in der Zeit ihrer höchsten Blüte eine große Mobilität innerhalb ihres Handwerkes auf.

 

Bedeutende, aufwändige und hochspezifische Gruppe bemalter Irdenware

1570-1650

nur zum Ansehen für Vornehme und Reiche der Renaissance

Ende des 15. Jahrhunderts trat mit der Renaissance auch ein deutlicher Wandel in Technologie und im Formenschatz des keramischen Gewerbes auf.

Hierbei erlebten die Zentren der Renaissancekeramik im Werraland und an der Oberweser eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit.[16]

In Marktkonkurrenz zu den Gefäßen mit reichen Reliefauflagen der großen Steinzeugzentren (Rheinland mit Siegburg, Raeren; "Pottland" mit Duingen) wurde die Geschirrkeramik der Irdenwaretöpfereien im Bereich der Werra und der unteren Weser zwischen 1570 und 1650 mahlhorndekoriert bunt geschmückt und ritzverziert.

Eine Massenproduktion von Werraware setzte in den zahlreichen Werkstätten in der Umgebung von

  • Allendorf

  • Eschwege

  • Großalmerode im Gelstertal

  • Hannoversch Münden

  • Oberode

  • Treffurt

  • Wanfried

  • Witzenhausen

in den Jahren um 1590 ein.

Weitere Neugründungen von handwerklichen Töpfereibetrieben folgten im Umfeld von

  • Kassel

  • Göttingen

  • im Eichsfeld Heiligenstadt [5][17]

Später zunächst als "Wanfrieder Irdenware", dann nach weiterführenden archäologischen Forschungsergebnissen mit neuem Fachterminus als "Werraware" oder "Werrakeramik" bezeichnet, fand die besondere, reich verzierte Irdenware ihren Absatz im Bürgertum der Renaissance.

Historisch sind Querverbindungen zwischen der Glasmacherei und der Töpferei belegt; mutmaßlich auch ein Wechsel von Glasmachern zu den Keramikgewerben.[4]

Durch den verheerenden Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) fanden die regionale Herstellung und der wirtschaftliche Vertrieb der besonderen scheibengedrehten, dekorativ bemalten und mit Sgraffito-Technik verzierten Irdenware ein jähes Ende.

Aus dem Werra-Weser-Bergland wurde in der Zeit um 1580/1590 – 1630 Werraware in die Niederlande exportiert. [12]

 

Wanfrieder "Teller mit dem Falkenmotiv“

„Teller der Pocahontas“ aus dem Jahr 1605 [20]

 

»Vogel mit

ausgebreiteten Flügeln« [24]

Mahlhorndekorierte,

polychrome

Renaissancekeramik

Töpferwerkstatt

„Hinter den Weiden“

Hans Möller (1568-1625)

Keudellsches Schloss

Stadtmuseum Wanfried

© hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Originalgetreue Nachfertigung

Keramik-Sonderanfertigung

Kunstkeramikerin

Ursula Wagger

Eschwege

© hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Variantenreiche Geschirrkeramik der besonderen Art

Renaissancezeitliche Malhornware mit polychromer Bemalung und figürlichem Ritzdekor

Neben unverzierten Formen schlichter Gebrauchskeramik wurden die scheibengedrehte, mit Schlickermalerei dekorativ bemalte und innen bleiglasierte Keramik als besondere Malhornware im Gebiet der mittleren und unteren Werra und der Weser in den Jahrzehnten um 1600 in regionalen Töpferwerkstätten hergestellt, u.a. auch in Höxter.

Nach STEPHAN [16] umfasst die Werraware

a) "eine oxidierend gebrannte Irdenware mit hochspezifischen technologischen und vor allem dekorativen Merkmalen", wobei der Scherben "rot, mäßig hart gebrannt und verhältnismäßig dickwandig" und "auf der Außenseite immer eine rote Engobe aufgetragen" ist; [5]

b) "figürlich reich verzierte Teller und Schüsseln aus rötlich brennendem Ton mit weißer, sorgfältig geritzter, unter der Glasur gelblich wirkender und ergänzend grüner, dunkelbrauner, violetter und blauer Malerei."

Auf der Innenseite der fertigen Geschirrkeramik war eine toxikologisch bedenkliche Bleiglasur aufgetragen, weshalb die Irdenware nicht zum alltäglichen Gebrauch, sondern ausschließlich nur repräsentativ "zum Ansehen" geeignet war.

Im reichen Formenschatz der Werraware fehlen weitgehend Trinkgefäße.[5]

Charakteristisch ist, dass neben der ornamental verzierenden Schlickermalerei mit dem Malhorn Dekordetails freihändig in zeichnerischer Ritztechnik vermutlich mit einem Griffel oder mit einem anderem einfachen spitzen Metallwerkzeug teils akribisch hervorgehoben (Sgraffito) und zentrale figürliche Hauptmotive einzigartig in Ausführung und Themenwahl ohne Zuhilfenahme normierender Hilfsmittel (Schablonen) individuell ausgestaltet wurden.[5]

 

Stil und ikonografisches Programm

in der volkstümlichen dekorativen Handwerkskunst der Werraware

Bei wiederkehrender stereotypischer Grundausführung wurden anhand spezieller Vorlagen die vielfältigen Zentralmotive auf dem Fond (Mittelfeld des Gefäßbodens) teils qualitätsvoll in mehreren Farben mahlhorndekoriert mit zeittypischem Formenschatz an Bildern und Motiven ausgeführt, oft ergänzt mit Sinnsprüchen und häufig auch mit innen aufgemalten Jahreszahlen bezeichnet als Ausdruck der Hochwertigkeit des Keramikproduktes:

  • Ornamente, geometrisch, teils in dichter Komposition

  • Objektdarstellungen, Figuren, Symbole oder Szenen

  • Personen, vielfach Männer und Frauen in zeitgenössischer Tracht

  • Sagengestalten

  • naturalistische Pflanzenmotive

  • naturalistische Tiermotive

  • Fabelwesen

  • mythologische, religiöse bzw. biblische Szenen und allegorische Motive.

Der rotbraune Malgrund wie auch die cremefarbige Malerei sind für die Farbwirkung der Werraware bestimmend.[6]

Für die harmonische Bemalung (Schlickermalerei) waren [5]

  • die Erdfarbe (Dunkel-)Braun

  • die Erdfarbe Weiß (nach der Glasur vielfach hellgrün)

  • Grün

  • Gelb

die wichtigsten Dekorfarben, ebenso, wenn auch eher selten,

  • Violett

  • Blau.

Bei überwiegend flachen Formen gelten als wichtigste hergestellte Werrawaren-Gefäßtypen nach STEPHAN

  • Teller

  • Schüsseln

  • Schalen

wobei Teller und Schüsseln mit einem Randdurchmesser von ca. 17-24 cm am häufigsten auftraten als Ausdruck dessen, dass sie vorherrschend in der Größe standardisiert waren.[5][16]

Sowohl die Bemalung als auch die Glasur war auf die Innenseite der Teller und Schüsseln beschränkt; unglasiert blieb die Außenseite wie auch die ebene Standfläche.[16]

 

Scheibengedrehte Teller mit innenseitig polychromer Malhornbemalung im Vergleich

 

Einfaches geometrisch

aufgebautes Dekor

der Weserware

© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber

 

»Fischdreipass«

Ritzdekorierte Werraware

mit figürlichem Hauptmotiv

datiert 1611

Sammlung Nachtmann

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Stadt Wanfried

1896 beim Obertor erster Fundkomplex renaissancezeitlicher Werrakeramik

Wanfrieder Irdenware │ Werrakeramik Wanfrieder Typ

Wanfried im Werratal war einst Ausgangsort der Werra-Schifffahrt und galt zeitweise sogar als Mittelpunkt des Fernhandels zwischen Bremen, Thüringen und den süddeutschen Handelsstädten.[15]

1608 zur Stadt erhoben, befand sich südlich von Eschwege in Wanfried ein erstes überregionales Zentrum der Werra-Keramik in der nordhessischen Meißner-Region.

1896 konnte hier beim Obertor der Stadt der erste Werkstattfund jener kulturhistorisch wie kunsthandwerklich bedeutenden Irdenware geborgen werden - die daraufhin lange als "Wanfrieder Irdenware" bezeichnete Werrakeramik mit Datierungen 1612-1622.

Den Fundkomplex Wanfried schließlich in den Schatten stellend, bezeugten dem gegenüber 1978 und 1979 geborgene Werkstattfunde aus Witzenhausen und Hannoversch Münden eine archäologische Bereicherung und Differenzierung des Bildes der "Werra-Keramik".[15]

Die benachbart hergestellte "Witzenhäuser Irdenware" umfasste den Produktionszeitraum 1598-1621.[9]

In Wanfried wirkte in einem 1586 erworbenen kleinen Fachwerkhaus mit Hof „Hinter den Weiden“ am Südrand der Stadt der erste in Wanfried urkundlich erwähnte Töpfer Hans Möller (1568-1625) in seiner Werkstatt.[1]

Unweit davon entfernt lagen am Teich und am Röhrenbrunnen die Häuser der anderen drei Töpfer.[16]

Dem nach 1620 von Treffurt zugezogenen, angesehenen Töpfermeister Hans König (†1621) werden beste Keramikarbeiten zugeordnet.[1]

Des Weiteren sind zwischen 1586-1621 - neben den beiden Meistern Hans Möller und Hans König - in Wanfried die Meister Valtin Emmel, Pingener (aus Witzenhausen) und Georg Diemar (aus Großenburschla) nachweisbar.[16]

 

„Nur die teuren Stücke werden verziert …“ [1][2][3][5][19]

 

Nur bester Ton aus geheimen Tonbrüchen

  • Nach dem verborgenen Graben des Tons (Tonhacken) an geheimer Stelle folgte dessen Aufbereitung, wobei Rohstücke durch Drehen und Abdrehen aus Klumpen gemischter rotbrauner Tonerde auf der Töpferscheibe hergestellt wurden.

 

Umrisszeichnungen - Die Irdenware durch Einritzen verzieren

  • Durch Einritzen der Konturen in den noch feuchten, feinkörnigen Ton (Sgraffito-Technik) wurden die vielfältigen, dekorativen Motive detailliert vorgezeichnet; sie ließen nach dem Brand die Darstellungen besonders lebendig erscheinen.

 

Mischen und Ausprobieren

  • Für jede Malfarbe gab es spezielle Zutaten im Tonschlicker – Striche in Grün, Kreise in Braun, kurze und lange Bögen in Weiß (Schlickermalerei).

 

Malhorn

gebrannter Ton

Töpferei des "Pottlandes"

Museum Springe

Pottland-Ausstellung 2012

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Malhorn- und Pinselarbeit - Geschickt und schnell

  • Mit einem Pinsel für Flächen und einem aus Ton gebrannten Malhorn wurden farbige figürliche Darstellungen aufgetragen - teils mit qualitätsvoll ausgestalteten Zentralmotiven im Gefäßboden.
  • Für die Farbwirkung war der rotbraune Grund wie auch die cremefarbige Malhornmalerei bestimmend.

 

Abgedreht und Abgeschnitten

  • Auf der durch Fußantrieb rotierenden hölzernen Töpferscheibe wurde das jeweilige Tongefäß kunstvoll abgedreht.
  • Der Gefäßboden wurde dann bei stillstehender Töpferscheibe abgeschnitten.

 

Der entscheidende Schrüh- und Glasurbrand - Mit Zeit und Hitze

  • Das innen bemalte Geschirr wurde in den im Brennofen der Töpferwerkstatt eingesetzt, gebrannt und ausgeladen.
  • Die kraftvollen Farben auf dem ziegelrot brennenden Ton zeigten sich nach dem ersten Brand, dem Roh- oder Schrühbrand, wobei die Farben bei dem Brennprozess leicht im Hintergrund zerfließen.
  • Innenseitig mit einer Bleiglasur überzogen, wurde die Irdenware im zweiten Brand, dem Glasurbrand, in der Töpferwerkstatt vollendet – die Keramik erhält einen dünnen Glasüberzug.
  • Unglasiert blieb dabei die Außenseite wie auch die ebene Standfläche.

 

Aus der Werkstatt des „Döpfers“ direkt zu den Händlern

  • Direkt aus der Werkstatt des Töpfermeisters kommend, wurden die hochwertigen, reich verzierten Teller und Schüssel, vereinzelt auch Hohlgefäße, den Händlern an der nahen Schlagd in Wanfried feilgeboten – Endhafen als Warenumschlag- und Stapelplatz der Werra-Weser-Schifffahrt.

 

Schlagd in Wanfried

Werrahafen

Fachwerk-Lagerhäusern

Warenumschlag-

und Stapelplatz

Diorama des Endhafens

der Werra-Weser-Schifffahrt

© [hmh, Foto: Diana Wetzestein, Wanfried

 

Mit Stroh verpackt auf dem Wasserweg – Vom Werratal bis nach Übersee

  • Werraware wurde als besonderes Exportprodukt für den Fernhandel hergestellt und war hierbei eine bruchgefährdete Fracht.
  • In Holzkisten mit Stroh verpackt und zwischen Getreidesäcke und Leinenbündel gelagert, gelangte von der Schlagd aus die bunte, zerbrechliche Irdenware als Schiffsfracht auf Schuten durch die schwere Arbeit von Treidlern und durch Staken über den 69 km langen Schifffahrtsweg Werra bis nach (Hannoversch-)Münden, das das Stapelrecht inne hatte.
  • Umgeladen auf größere Schiffe ("Topfschiffe") und auch auf Flöße gelangte von dort aus die bruchgefährdete Schiffsfracht auf der Ober-, Mittel- und Unterweser über 367 km schiffbare Wasserstrecke schließlich über Minden bis nach Bremen.

  • Vom Bremer Hafen aus wurde die kostbare Keramikfracht weiterverhandelt bis ins Oldenburgische, nach Nordfriesland (nordwestdeutscher Raum), in die Hansestädte, an den Nordseeküstenraum, in besonderem Maße in die Niederlande, nach Dänemark, Großbritannien, in Teile Südskandinaviens und in die USA (Jamestown - Virginia).

So decken beispielsweise in einer ländlichen Siedlung im Nordseeküstenbereich (Langwarder Groden in der Wesermarsch) zahlreiche Gefäße der Weser- und Werraware den Zeitraum vom letzten Drittel des 16. bis zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ab, worunter sich ein inschriftlich in das Jahr „1609“ datierter Werrawareteller befand.[21]

 

Emailmalerei und kunstvoll gestaltete Werrakeramik

Ein möglicher kunsthandwerklicher Zusammenhang?

Nach ALMELING [22] soll die örtliche wie zeitliche Entstehung der für Münden typischen Werrakeramik in enger Verbindung stehen mit dem gleichzeitigen Beginn der Glasemailtechnik auf der Glashütte Altmünden (1594-1818).

Im Randbereich der Mündener Altstadt wurde 1979 bei archäologischen Grabungen "ein komplexer, heute europaweit bekannter Fund vor Ort hergestellter Werrakeramik geborgen".[22]

Im Vergleich umfasste die Hohlglas-Emailmalerei etwa die gleiche renaissancezeitlich breit gefächerte Stil- und ikonografische Motivgestaltung der sgrafierten Irdenware.

Hierzu hebt ALMELING die thematische Widerspiegelung der Emailmalerei auf der Werrakeramik, "die Stoffgleichheit bezüglich der Malfarben", die Einbrenntechnik sowie das Aufbringen von Jahreszahlen und Namen hervor.[22]

Darüber hinaus wird der Wechsel des Glasschneiders, Emailmalers und Vergolders Johann Nicolaus Fleischhauer (1732-1803) benannt, der sich 1764 nach 12 Jahren Wirkens auf der fürstlichen Kristallglashütte zu Altmünden als Keramikmaler bei der Mündener Fayencemanufaktur verdingte.

 

Glas-Emailmalerei

Städtisches Museum

Hann. Münden

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] WETZESTEIN 2015.

[2] HAMPE 1999, S. 73-75.

[3] SEGSCHNEIDER 1985.

[4] STEPHAN 1995, S. 69-71, 220-222.

[5] STEPHAN 1987, S. 85-100.

[6] STEPHAN 1987, S. 87.

[8] STEPHAN 1987, S. 92.

[9] STEPHAN 1987, S. 93.

[10] bei der Generalprobe am 13. Mai 2018 - Dr. Klaus A.E. Weber und Christel Schulz-Weber │ Fotografie: Diana Wetzestein, Wanfried.

[11] nach FAZ vom 02. Mai 2007.

[12] STEPHAN 2022, S. 184-185

[13] MIELKE 1981, S. 9-12.

[14] MIELKE 1981, S. 7.

[15] LEHNEMANN 1981.

[16] STEPHAN 1981.

[17] HOCK 1981.

[18] Für das „Duinger Steinzeug“ aus dem Pottland gab es kunsthandwerkliche Konkurrenz aus dem Töpferzentrum Westerwald: Westerwälder Steinzeug.

[19] RING 2003, S. 108-109.

[20] Keramik-Objekt-Nachbildung 05/2018 │ Bei der stilistischen Darstellung eines naturalistischen Tiermotivs in figürlichem Ritzdekor im Fond handelt es sich nicht um eine Falkenart (Falco), sondern um die eines adulten Seeadlers (Haliaeetus albicilla), einem der größten Greifvögel Mitteleuropas, der einst im 16./17. Jahrhundert auch im Gebiet der Werra heimisch war. Mit weit ausgespreizten Schwingen hält der Seeadler mit mächtigem Schnabel in seinen kräftigen Ständern als Beute vermutlich einen aus der Werra gegriffenen Fisch fest. Fünf teilzerlegte Fische mit Gräten umgeben die Greifvogeldarstellung im Fond; fünf Zwischenfelder dürften Wellen der Werra symbolisieren.

[21] SEGSCHNEIDER/KRABATH/SCHRÖDER 2017.

[22] ALMELING 2006, S. 38-39.

[24] vergl. REMPEL 2011, S. 6 und Bildtafel 1, Bild 4.