Sand aus ortsnahen Sandgruben

Klaus A.E. Weber

 

Aufgrund der Bedeutung von Sand als dem wichtigsten Rohstoff der Glasherstellung, waren Sandlagerstätten ein besonders entscheidender Rohstofffaktor, der zur Wahl des Standortes von Glashütten beitrug.

Wie STEPHAN [8] darlegt, gab es in der hier betrachteten Bergregion des Sollings „größere und kleinere Vorkommen von reinen weißlich-gelben hellen tertiären Sanden mit sehr geringen Verunreinigungen und Anteilen von Eisenoxiden“.

Zudem seien aber auch „ungereinigte oder jedenfalls nicht allzu aufwendig von stärkeren Verunreinigungen befreite Sande, rote eisenhaltige Sande" zur Glaserzeugung verwendet worden, "möglicherweise sogar pulverisierten Buntsandstein“.

Abhängig von seiner Herkunft können im Sand Gehalte an Aluminium, Titan, Zirkon, Hafnium und Seltene-Erden-Elemente (Metalle der Seltenen Erden) im Spurenelementspektrum nachgewiesen werden.[10]

 

Weißer, tonhaltiger Sand

"Sandwäsche"

bei Neuhaus im Solling

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Weißer Sand

Sandgrube ("Sandkuhle")

bei Lenne

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

Im Solling bestanden „hochwertige Lagerstätten von hellem tertiärem Glasmachersand“ [9], so die Quarzsandgrube in der „Sandwäsche“ am Langenberg bei Neuhaus.

Der Solling wird in der ersten Hälfte der 1930er Jahre in seiner physischen Beschaffenheit als „ein geologisches Gewölbe präoligozänen Alters mit immer jüngeren Buntsandsteinschichten nach den Flanken zu, ein Senkungsgebiet, in Bezug auf das Einbeck-Markoldendorfer Becken und den Leinetalgraben jedoch ein Hebungsgebiet“ beschrieben, durchsetzt mit zahlreichen „Tertiäreinbrüchen“.[3]

Nach REDDERSEN [3] sind in jenen „Tertiäreinbrüchen“ des Sollings

  • tertiäre Sande
  • feuerfeste Tone

erhalten geblieben, die der Glashüttenindustrie und Töpferei im Solling das Material geliefert haben.

 

„Schöner weißer Sand“

Der wichtigste Rohstoff zur Glasproduktion und letztlich auch für die Glasqualität selbst ist weißer Quarzsand, woraus heute etwa 70 % eines Glases bestehen kann.

Daher war Jahrhunderte hinweg das naheliegende Vorkommen wie auch die ungehinderte Entnahme dieses entscheidenden Rohmaterials ein wesentlicher Faktor bei der Wahl eines Standortes zur Gründung einer (Wald-)Glashütte.[4]

Als Glasrohstoff Quarzsand [Siliciumdioxid (SiO2)] dienten unter den verschiedenen Sandarten vornehmlich helle, eisenarme und silikatreiche tertiäre Sande als eigentliche „Glasbildner“ (Schmelztemperatur: 1.713° C).

Den glastechnisch relevanten Quarzsand schöpften die Glasmacher allgemein aus Bächen und Böden, weshalb sie insbesondere Bundsandsteingebiete bevorzugten.[1]

Die für eine Glasherstellung wesentliche Bedingung, qualitativ guten Sand für die Glasmasse verfügbar zu haben, war einst auch im Umfeld des Hellentals im Solling gegeben.

Dort dürften vornehmlich relativ oberflächennah anstehende eisenarme weiße tertiäre Sande verwendet worden sein.[2]

So konnte „weißer Sand“ aus Sandgruben im „Hellentaler Grund“ sowie insbesondere von der „Sandwäsche“ am Langenberg bei Neuhaus im Hochsolling bezogen werden, wo seit Jahrhunderten der Abbau von kaolinreichem, vermutlich miozänem Tertiär-Sand vom "Sandberg" u.a. zur Glasherstellung diente.[7]

Zudem wurde auch „weißer Sand“ aus Sandgruben bei Lenne genutzt, wie durch die Fürstliche Glasmanufaktur Schorborn.

Indes liegen hierzu aber keine faßbaren Angaben zur Sandförderung vor, ebenso wenig zu ökologisch nachteiligen Bodenveränderungen in den Abbaurevieren durch das Sandgraben.

  • Lenne (1803): „Auf seiner Feldmark wird der zu der Fürstenberger Porcellanfabrik und den verschiedenen Glashütten erforderliche schöne weiße Sand gegraben.“[5]
  • Sandwäsche (1803): „liefert größtentheils den weißen Sand zu den Glasfabriken und den Kapseln, worin die Porcellanmasse zum Feuer kömmt.“[6]

 

Quarzsandgrube

in der „Sandwäsche“

Langenberg bei Neuhaus

Mai 2011

© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber

 

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[1] LEIBER 1994, S. 18; KRUEGER 2003, S. 45; FROMMER/KOTTMANN 2004, S. 33.

[2] Beobachtung des Verfassers; Mitteilung von Karl Eikenberg (†), Hellental; STEPHAN 2012, S. 134.

[3] REDDERSEN 1934, S. 4.

[4] VOHN-FORTAGNE 2016, S. 183-189.

[5] HASSEL/BEGE 1803, S. 300 (5.).

[6] HASSEL/BEGE 1803, S. 332.

[7] BLIESCHIES 2007, S. 150-155.

[8] STEPHAN 2022b, S. 50.

[9] STEPHAN/MYSZKA/WILKE 2018, S. 307.

[10] MECKING 2022, S. 152.