Schule & Schulmeister

1877 "ein neues Schulhaus in Heinade"

Seit der kirchlichen Erneuerungsbewegung und Einführung der Reformation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch Herzog Ernst I. von Braunschweig-Lüneburg (1497-1546), genannt der Bekenner, wurden auch auf dem Land Schulen gegründet.

In ihnen wurden den Landkindern bis in das 19. Jahrhundert hinein allerdings kaum mehr als nur Grundkenntnisse in Religion, im Lesen und im Schreiben vermittelt.

Die Schule in Heinade ist auf dem Kirchhofe daselbst und muß selbige von der Gemeinde gebaut und in Stande gehalten werden.

Es ist aber ein sehr altes und baufälliges Haus und in sehr schlechtem Zustande.

Der jetzige Schulmeister heißet Konrad Müller und ist seinem Vater adjungieret worden. – so eine Beschreibung von 1756.[62]

Da es hierbei nur um eine Brinksitzerstelle handelte, übergab der Schulmeister jährlich ein Rauchhuhn an das Amt Wickensen.

Er verfügte über 1,1 Morgen Schulland, dessen Wert auf 1 Taler beziffert wurde, im „Timmertal“ vor dem Holze zwischen dem Ackerland von Johann Jürgen Brömer und Wilhelm Oberg vor dem „Bruche“.

Zusätzlich besaß der Schulmeister eine Hudekamp von 0,75 Morgen mit einem Wert von 1,33 Taler und einen 0,33 Morgen großen Garten in der Fodern Wiese (1 Taler, 21 Groschen).

Auch erhielt er zunächst 6 Malter Holz, später herabgesetzt 4,5 Malter im Wert von 27 Groschen.[63]

Eine weitere Einnahmequelle des Schulmeisters war seine Kircheneinnahme als so genannter Opfermann, wobei er

  • zu Michaelis zur Kirchenmesse 20 Groschen,
  • für das Holen des Kommunionweines 24 Groschen,
  • für das Schmieren der Kirchenuhr 5 Groschen sowie
  • für das Reinigen der Kirchengeräte 2 Groschen erhielt,

jährlich also insgesamt 51 Groschen bzw. 1 Taler und 15 Groschen.

Hinzu kamen von den Höfen die fest auferlegte Abgabe von insgesamt 3 Malter, 1 Himpten Roggen und 2 Malter, 1 Himpten Hafer (umgerechnet 12 Taler, 6 Groschen).[64]

Um 1756 berichtete Christoph Laurentius über die „gewissen“, festen Gebührensätze für in Anspruch genommene Kirchen- und Schuldienste[65]:

Vor ein Kind zu taufen, von des Kindes Vater 2 Groschen, von einem unehelichen Kinde 18 Groschen, von einem Schulkinde von Ostern bis Michaelis 5 Groschen, von einem Catechumenen nebst Schulgeld 19 Groschen.[66]

Wenn es die Catechumeno nach Herrn Superintendenten nach Stadtoldendorf geleitet von jedem 1-4 Pfennig. Von einer Copulation (Anm.: Eheschließung): wenn geläutet wird: 1 Schnupftuch und 4 Groschen.

Wenn nicht geläutet wird: nur 1 Schnupftuch.

Wird ein Kranker berichtet[67], so bekam er in Heinade 2, in Merxhausen und Denkiehausen 3, in Hellental 4 Groschen.

Von einer Leich, so ein Kind und dem kein Sermon gehalten wird: 9 Groschen. Wird Sermon gehalten: 12 Groschen.

Wird eine Leichenpredigt gehalten: 18 Groschen und für das Läuten besonders: 2 Groschen.

Aus diesen kirchlichen Einnahmeposten bezog der Schulmeister im Jahr durchschnittlich 16 Taler, so dass er über ein Jahresgesamteinkommen von rund 46,5 Talern verfügte.

Von LAMBRECHT wurde 1863 u.a. auch die Schule von Heinade beschrieben, bei 460 Einwohnern und 70 Feuerstellen im Dorf.

Das Jahreseinkommen der Schule betrug damals 180 Taler.

Der Schulbesitz umfasste in jener Zeit 2 Morgen „Äcker“, 1/3 Morgen Gärten und 1 Morgen Wiesen.[68]

Um 1920 wurde der Trennungsvertrag zwischen Opferei- und Schulvermögen unterzeichnet, der aber erst 1935 vor dem Amtsgericht in Stadtoldendorf entschieden wurde.

Die Kirche erhielt eine Entschädigung in Höhe von 2.000 Mark für die entgangene „Opfermannswohnung“.

Hinzu kamen noch Zinsen in Höhe von 10 % seit dem 01. April 1928.

Dieser Betrag wurde mit 2.400 Mark kapitalisiert und musste mit 8% verzinst werden.

Zudem erhielt die Kirche eine halbe Schulwiese von 29,8 Ar, das Ackerland am „Höckschen Holze“ mit 36,7 Ar, die Flachsrotte Ass.-№ 29, das Ablösungskapital in Höhe von 5.012,75 Mark sowie die „Stolgebührenrente“ (jährlich 89,00 Mark).

Der Schule hingegen wurden das Lehrerwohnhaus, die halbe Schulwiese und die Holzberechtigung übereignet.

Von nun an wurde der Organist von der Kirche entlohnt.[69]

Nach HAHNE [1972, S. 32] war das Wohnhaus des Schulmeisters war nicht im Brandkassenverzeichnis enthalten, da es offenbar „keinen Wert“ hatte.

1875 erfolgte der Beschluss, außer dem Pfarrhaus auch ein neues Schulgebäude zu errichten.

Das Schulhaus soll 1878 eingeweiht worden sein.

Den Braunschweigischen Anzeigen vom Februar 1882 ist zu entnehmen, dass 1877 ein neues Schulhaus in Heinade vollendet wurde.

Da dieses Schulhaus bei rasch zunehmender Schülerzahl zu klein wurde, begann bereits 1908 der Bau eines neuen Schulgebäudes im bisherigen Schulgarten, das erst 1910 eingeweiht werden konnte.

Die Baukosten für das neue Schulhaus betrugen 25.000 Mark.

Das alte Schulgebäude wurde zum Wohnhaus für die Lehrer umgebaut.

Für die damalige Unterrichtsversorgung war es zudem wesentlich, dass in dieser Zeit ein zweiter Lehrer nach Heinade kam.

An dem Schulneubau von 1908-1910 waren folgende örtlichen Handwerker beteiligt[70]:

 

Mauererarbeiten:

OHRMANN, Heinrich - Maurer, Heinade

Zimmerarbeiten:

WÖHLER - Kreiszimmermeister, Stadtoldendorf

Dachdeckerarbeiten:

OBERG, Wilhelm - Dachdeckermeister, Heinade

Klempnerarbeiten:

OBERG - Klempnermeister, Heinade

Tischlerarbeiten:

BRAKMANN, O. - Tischler, Heinade

Malerarbeiten:

SCHATTENBERG, Heinrich - Malermeister, Merxhausen

Glaser-/Schlosserarbeiten:

BRAKMANN, O. - Tischler, Heinade

Schmiedearbeiten:

NIEMEYER, Heinrich - Schmiedemeister, Heinade

 

Um 1920 besuchten insgesamt 130 Kinder die Schule von Heinade.

Auf dem Platz vor der Kirche wurde 1927 ein „Kriegerehrenmal“ errichtet.

 

Lehrkräfte von 1873–1936

Nach HAHNE [1972, S. 34] waren in der Gemeinde Heinade von 1873-1936 folgende Lehrkräfte tätig gewesen:

1873 – 01. Oktober 1903

JÖRNS, Heinrich - Kantor

1903 – Ostern 1904

GÖRLITZ, Ewald - Hilfslehrer

Ostern 1904 – 01. Mai 1905

HELMER, H. - Hilfslehrer

02. Mai 1905 – Ostern 1907

FUHST, W. - Hilfslehrer

Ostern 1907 – Ostern 1910

PAPE, W. - Lehrer

Ostern 1910 – Ostern 1911

LÜDERS, U. - Hilfslehrer

Ostern 1911 – Ostern 1912

WIEDBRAUCK, K. - Hilfslehrer

Ostern 1912 – Ostern 1920

KEUNE, Bernhard - Lehrer

Ostern 1920 – 30. Juni 1921

LÜTGE, Heinrich - Hilfslehrer

01. Juli 1921 – 01. Oktober 1925

WITTIG, Ernst - Lehrer

01. Oktober 1925 – Ostern 1926

OHLHORST - Hilfslehrer

Ostern 1926 – Ostern 1936

LÜTGE, Heinrich - Lehrer

 

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[62] zit. in HAHNE 1972, S. 30.

[63] HAHNE 1972, S. 30 f.

[64] HAHNE 1972, S. 30 f.

[65] zit. in HAHNE 1972, S. 31.

[66] Katechismusunterricht vor der Konfirmation.

[67] bekommt er das Abendmahl.

[68] LAMBRECHT 1863, S. 702.

[69] HAHNE 1972, S. 32.

[70] HAHNE 1972, S. 32.