Fundobjekte │ Glashütte "Steinbeke"
Klaus A.E. Weber
Bislang konnten keine historischen Aktenunterlagen zur Baugeschichte und zum Betrieb der Glashütte aufgefunden werden.
Auch fehlen umfangreiche glastechnische Bodenfunde für den Hüttenplatz, da bislang keine planmäßigen wissenschaftlich begleiteten Grabungskampagnen der Bodendenkmalstellen von der archäologischen Denkmalpflege im Landkreis Holzminden durchgeführt wurden, etwa vergleichbar mit jenen in Holzen am Ith oder in der Hilsregion bei Grünenplan.
Heute kann die ehemalige Hüttenstelle als völlig zerstört und eingeebnet angesehen werden.
So ist es auch nicht mehr nachvollziehbar, welche genaue flächenmäßige Ausdehnung die ehemalige Glashütte „Steinbeke“ hatte bzw. wo und wie viele Glasöfen auf dem Hüttenplatz in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts betrieben wurden.
Es wurde berichtet, dass von spielenden Kindern zu Anfang der 1960er Jahre eine Vielzahl nicht näher beschriebener Reste geschmolzener Glasmassen, Glasschlacken und Glasscherben im Bereich der Grünparkanlage gefunden wurden, ebenso - nach persönlichen Mitteilungen - Glas- und Hafenscherben bei der Kanalverlegung in der Hauptstraße in Höhe der Parkanlage.
In Verkennung ihrer Bedeutung wurden diese Bodenfunde jedoch nicht dokumentiert und archiviert.
I Objektgruppe Glas {HtGN 1-1}
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Glastropfen vornehmlich grüner Farbschattierung in unterschiedlicher Größe
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hellblaue, blau-graue, grünlich bis klare, farblose Glasschmelzstücke
Flaschenhalsfragmente vermutlich freigeblasener Flaschen │ Bodenfunde [2]
∎ Hals einer Flachkugelflasche aus dunkelgrünem Glas (Bouteiile)
∎ Hals eines Medizinfläschchens aus relativ klarem, farblosem Glas
Glashütte Steinbeke │ 1. Hälfte 18. Jahrhundert
© Historisches Museum Hellental, Fotos: Klaus A.E. Weber
Hohlglas
hell- bis dunkelgrüne Hohlglasfragmente
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vornehmlich landesübliche Formflaschen (Bouteillen) zum Verkauf von Flüssigkeiten, wie Bier, Wein, Brandwein und Essig
- Trinkgläser (Wein-, Biergläser)
hellgrüne bis farblose Hohlglasfragmente
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Medizinfläschchen
- Trinkgläser (?)
Ein kleiner, S-förmig gebogener Bodenfund am Glashüttenstandort kann als gläsener Gefäßhenkel interpretiert werden, was darauf hin deuten könnte, dass auch Henkelflaschen produziert wurden.
Flachglas
hellgrüne bis fast farblose Flachglasfragmente
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"Kistenglas" (Fensterscheiben)
Glassiegel
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Glassiegel mit steigendem Welfenross auf stilisierter Landmasse │ Grünglas
II Objektgruppe Metall {HtGN 1-1}
Kupfermünze
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Dreipfennigstück von 1718
Spätgotischer Abendmahlkelch
- Silberner Abendmahlkelch - gestiftet von Elisabeth Juliana Sophia Gundelach (geb. Behm)
Spätgotischer silberner Abendmahlkelch │ Pfarrkirche "Heilig Kreuz" in Heinade
© [hmh, Fotos: Klaus A.E. Weber
Messergriff
Im Rahmen einer Prospektion im Umfeld des Betriebsgeländes konnte ein barock anmutender, korrodierter Messergriff des „liegenden“ Tischgerätes aus Buntmetall (Länge: 12 cm, Gewicht: 70 g) in etwa 20 cm Tiefe gefunden werden.[1]
Ein möglicher Zusammenhang mit einem sozial-ökonomisch gehobenen Haushalt während der Betriebszeit der Glashütte Steinbeke bleibt zu diskutieren.
Barock anmutender Messergriff eines „liegenden“ Tischgerätes am Hüttenstandort
© [hmh, Foto: Klaus A.E. Weber
Spanneisen, handgeschmiedet │ 2 Fragmente
Funde bei einer Bodentiefe von etwa 20 cm in unmittelbarer Nähe (ca. 10 m) des Betriebsgeländes der Glashütte „Steinbeke“
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Eisenfragment 1 – kurz │ Länge: 35,5 cm, Breite: 4,8 - 5,0 cm, Dicke: 0,8 – 1,0 cm │ 3 kreisrunde, getriebene Öffnungen
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Eisenfragment 2 – lang │ Länge, gesamt: 118,5 cm, Länge bis Bogen: ~ 90 cm, Breite: 4,8 - 5,0 cm, Dicke: 0,8 – 1,0 cm │ 3 kreisrunde, getriebene Öffnungen
III Objektgruppe Keramik {HtGN 1-1}
▷ Technische Keramik
Schmelztiegel
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kleine Hafenscherben
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Hafenboden mit kobaldhaltiger Glasschmelze
Kühlgefäße
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Wandungsscherbe eines Kühlgefäßes, bestehend aus rötlichem, gemagertem Ton
▷ Gebrauchskeramik │ Irdenware & Steinzeug
- nur wenige Fragmente von Haushaltskeramik (Irdenware und Steinzeug)
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[1] Bodenfund bei einer Begehung durch Dr. Klaus A.E. Weber (Hellental) mit Michael Begemann (Holtensen/Einbeck) im August 2019.
[2] Bodenprofil-Untersuchung Ende Juni 2003 durch Dr. Klaus A.E. Weber, Hellental │ Von Siegfried Lessmann am 30. Juli 2020 dem Autor überlassene fragmentierte Glasfunde, einst über Jahre hin aufgesammelt von dessen Vater Willi Lessmann, Hellental.