TRADIERTE DORFMEDIZIN

Klaus A.E. Weber

 

© Historisches Museum Hellental, Foto: Mechthild Ziemer

 

Während der im Mittelalter grassierenden Pest und der sich in der Neuzeit ausbreitenden Cholera galten insbesondere der Aderlass und das Schröpfen als bewährte Heilanwendungen.

Dem mittelalterlichen Ansatz einer ganzheitlichen "Vier-Säfte-Theorie" entspringend, war in alter Zeit das Gesundheitswissen in den entlegenen Sollingdörfern eng verknüpft mit abergläubischen oder metaphysischen Praktiken und Ritualen.

Der Verhütung gesundheitlichen Unheils durch volksmedizinisches Handeln wurde mehr zugetraut als einer ärztlichen Beratung und Behandlung.

Das Vertrauen der Sollinger in die tradierte Dorf- bzw. Volksmedizin war jahrhundertelang ausgeprägt, zumal sie auch vor Ort rasch und meist kostengünstig verfügbar war.[1]

Einst war die Zubereitung von Heilmitteln ein wohlgehütetes Geheimnis.

Von Generation zu Generation weitergegebene Rezepturen für

  • Tees

  • Tinkturen

  • Umschläge

  • Salben

aus dem Pflanzenbestand der reichhaltigen „Grünen Kloster-, Wald- und Wiesenapotheke" des Sollings zählten zu den wichtigsten Heilmitteln und „Hexenkräutern“ in den von wirtschaftlicher Not gekennzeichneten Sollingdörfern.

 

Johanne Christine Amalie Grupe

Die Stinewase von Hellental │ 1850-1923

Dorfmedizinische Heilkundige │ Palliativpflegerin │ Ratgeberin │ Seelsorgerin

 

⊚ Zum Anklicken

 

_______________________________________________

[1] „Hexenkraut für Holzfäller - Traditionen der Volksmedizin im Solling“ - In dem lokalgeschichtlichen und medizinhistorischen Vortrag sind am 08. März 2013 im „Lönskrug“ in Hellental Dr. Wolfgang Schäfer (Bodenfelde) und Dr. Klaus A. E. Weber (Hellental) den Spuren der Volksmedizin im Solling nachgegangen.

"Von Anschöt, Scheuerchen & Blattern - Traditionen der Heilkunde & Mittelalterlich geprägte Volksmedizin im Solling" - Vortrag von Ltd. Medizinaldirektor i. R. Dr. Klaus A.E. Weber, Hellental, am 22. März 2018 in Holzminden–Neuhaus.