Gebäude mit Geschichte(n)

Klaus A.E. Weber

 

Das Sollinghaus in Hellental

Ass.-№ 40 │ ehemals Dorfstraße │ heute Lönsstraße 6

Bei dem wahrscheinlich erstmals in den Jahren um 1795-1800 errichteten, einzeln stehendem agrarisch-handwerklich genutzten Sollinghaus mit der Ass.-№ 40 am Talhang lagen einst traufständig zur Dorfstraße Stall, Wohnbereich und Vorratsraum übereinander.

 

Agrarisch-handwerkliches Gebäudeensemble 1985

© Archiv Historisches Museum Hellental

 

Noch heute erkennbar ist der Unterbau massiv und besteht aus dem örtlich anstehenden Sollingsandstein, ebenso die Freitreppe, die die Wohnung erschloss.

In dem Kellergeschoss war ehemals der Stall untergebracht.

Damit konnte im Winter die aus dem Stall kommende Wärme in den sich darüber liegenden Wohnräumen (Kammern) genutzt werden.

Der bautypisch von der Wohnung aus rückseitig ebenerdige Ausgang wird heute nur noch durch die Türöffnung zur Scheune angedeutet.

Das große Dachgeschoss diente der Lagerung der damaligen wenigen Ernteerträge.

Die Bewohner*innen des Hauses waren zumeist Waldarbeiter mit ihren Familien, die nur eine kleine Landwirtschaft betrieben.

Das Haus und seine Nutzung wurden im Laufe der Zeit verändert und durch eine Scheune und ein Stallgebäude erweitert.

Bei einem Museumsbesuch lassen sich die unterschiedlichen lokalen Verwendungen des Buntsandsteins aus dem Braunschweiger Solling am Sollinghaus und in den Ausstellungsräumen gut nachvollziehen:

  • Dach- und Behangplatten

  • Belagsteine für Fußböden und Dreschtennen

  • Treppensteine

  • Viehtröge

  • Grabsteine

  • Mühlsteine

  • Schleifsteine

 

Sozialhistorischer Exkurs

Im Jahr der Errichtung des Wohnhauses wurde im März 1884 das Textilunternehmen Norddeutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei – kurz: „Nordwolle“ - von Martin Christian Leberecht Lahusen (1820-1898) aus der Bremer Unternehmerdynastie Lahusen in Delmenhorst gegründet, die beispielhaft für zentrale Aspekte der Industrialisierung und deren Folgen im 19. und 20. Jahrhundert steht.