❷ 16.-12. Jahrhundert v. Chr. / 8.-1. Jahrhundert v. Chr.
Klaus A.E. Weber
Artefakt der jüngsten Frühbronzezeit Mitteleuropas (Aunjetitzer Kultur)
∎ Himmelsscheibe von Nebra │ ~ 1600 v. Chr. │ Nachbildung [6]
Der bewegliche grüne „geschmiedete Himmel“ von Nebra (Sachsen-Anhalt) ist eine annähernd kreisrunde, aus einem gegossenen Bronzerohling getriebene (ausgehämmerte) Bronzescheibe mit applizierten Bildelementen aus unlegiertem Goldblech.
Konkret dargestellt werden astronomische Phänomene.
Gewicht: ~ 2,3 kg │ Durchmesser: ~ 32 cm
Entstehung & Verbreitung der Glaskunst in der Spätbronzezeit
- Geformtes Hohlglas entstand im 4.-1. Jh. v. Chr.
- Echt (optisch) geblasene Gefäße ab Mitte ⎸2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.
Rohglasherstellung & Glasverarbeitung
In den Antiken Kulturen sind die Ursprünge der Glasgestaltung in den frühen Glaszentren der Ostmittelmeerregion im alten Orient zu finden, danach in der Ägäis als Handelsraum.
Wahrscheinlich wurde um die Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. in Mesopotamien erstmals Glas verarbeitet.
-
Mesopotamien ⎸ Ägypten ⎸ florierende Küstenstädte der Levante ⎸ Syrien
Intentionell waren die antike Glasherstellung und Glasverarbeitung mit Herstellung eigener Gefäße aus Glas getrennte Technologien und Techniken.
Zunächst wurde in den frühen Glaszentren - wie in Städten der levantinischen Küste ⎸Phönikien ⎸Syrien [1][2][2] - Rohglas erzeugt aus
Quarzsand
-
Kieselsäure (Wüste, Flussablagerungen)
Natron ⎸Trona (= Salzgestein)
-
Ägypten: Seeufer des Wadi-El-Natrun
-
Asche aus meeresküstennahen Strandpflanzen
Kalk
-
kalkhaltige Pflanzenasche
-
Muschelsplitter
Wie die bisherigen Untersuchungen ergeben, wurde Glas zunächst in Vorderasien und dann in Ägypten hergestellt, wie dies archäologische Glasfunde aus ägyptischen Gräbern wie auch Glasofenreste aus der Zeit um 2000 v. Chr. belegen.[3]
Ausgehend von Mesopotamien und Ägypten breitet sich das Kunsthandwerk des Glasmachens wahrscheinlich über das ägyptische Alexandria in den Mittelmeerraum aus - Ägäis (Cypern, Kreta) ⎸griechisches Festland ⎸Etrurien.
Wurde Glas zunächst nur als Schmuck verarbeitet, so sind erste Glasgefäße für die Zeit seit Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. überliefert.
Neben Zentren des syrischen Raumes entwickelt sich in der Antike die ägyptische Stadt Alexandria zu einem Zentrum der Glasherstellung.
Ägyptische Glas-Herstellung um 1500 v. Chr.
Ein Zwischenprodukt bei der Herstellung von Glas war die Glasfritte.
Als direkter Rohstoff für die Glasschmelze wurde sie auf Holzfeuer in kleineren, muldenförmigen Tonpfannen (Schmelztiegel) erzeugt.
In Ägypten entstanden um 1450 v. Chr. unter Thutmosis III. (~ 1486-1425 v. Chr.) im Neuen Reich, 18. Dynastie, erste datierbare Glasgefäße.
Perlenformen als Glasschmuck
Glastechnik der Perlenformung zur Zeit der Neferet-iti, der „Großen königlichen Gemahlin“ des Pharaos Echnaton (Amenophis IV., 18. Dynastie) und schönsten Frau („Die Schöne ist gekommen“) im Neuen Reich im alten Ägypten ⎸14. Jh. v. Chr.
Kerngeformtes mediterranes Glas
Glas als eigenständiges Material kam im Mittleren Reich (ca. 2040-1650 v. Chr.) in Ägypten zur Anwendung. Der direkte Rohstoff („Fritte“) für die Glasschmelze wurde auf Holzfeuer in kleineren, muldenförmigen Tonpfannen (Schmelztiegel) erzeugt.
In vorrömischer Zeit- in ägyptischer, mesopotamischer und ägäischer Zeit - wurden kleine kerngeformte Gläser in vier typischen mediterranen Grundformen als kostbares Handelsgut hergestellt (Salbgefäße):
Hierzu wurde vermutlich ein fester, tonhaltiger Kern (für den späteren Hohlraum des Gefäßes) um das Ende eines Haltestabes geformt und mit zähflüssiger Glasmasse überzogen.
Danach konnten verschiedenfarbige Glasfäden auf das zumeist dunkelbaue Glasgefäß aufgelegt werden.
Nach dem Erkalten der Glasmasse wurde der mürbe Keramikkern gelockert und ausgekratzt.
∎ Kerngeformtes Glasgefäß mit Keramikkern │dickwandiger, dunkelblauer Gefäßkörper mit gelber Fadenverzierung
∎ Glas-Alabastron GOZO Glass – modern 2017 │ Phönizisches Kosmetikgefäß | 6.-5. Jh. v. Chr. | Gharb / Insel Gozo / Malta
∎ Spätantike Balsamarien | Parfümfläschchen | Palästina/Syrien
„flatu figurare“ - Erzeugen von Glashohlformen mittels Glasmacherpfeife
Der Bahn brechende Gebrauch eines Rohres - der Glasmacherpfeife - in der Levante war die folgenreiche technische Neuerung durch Glasmacher der phönikischen Stadt Sidon im ersten Jahrhundert v. Chr.
Es war der Beginn der antiken Herstellung echter (optisch) geblasener Glasgefäße – mit Übergang von dickwandigen zu feinen, dünnwandigen Glasgefäßen.
Die zunächst aus einem hohlen Glas- oder Keramikrohr bestehende Glasmacherpfeife ermöglichte durch das Mundblasverfahren gläserne Kugelhohlformen zu erzeugen. Die ersten frei geblasenen Gläser ähnelten noch einer nach unten hängenden, tropfenförmigen Glasblase.
Erstmals war eine große Formenvielfalt bzw. Gefäßvariabilität für unterschiedliche Verwendungszwecke möglich.
Glashandel über die Routen mediterraner Seewege
Durch seine Feinheit und Farbe, aber auch durch seine Zerbrechlickeit wurde das Luxusgut Glas zu einer begehrten Handelware.
Die kulturell vielseitigen Etrusker│“Ras(en)na“ unterhielten als Weltkultur im antiken Italien vornehmlich zwischen dem 6. und frühen 5. Jahrhundert v. Chr. im Mittelmeerraum zahlreiche Seeverkehrswege mit intensiven großräumigen Handelskontakten zu Griechen und Karthagern.
Dabei übten sie im nord-westlichen Mittelmeerraum die maritim-kommerziell ausgerichtete Seeherrschaft (Thalassokratie) aus.
Neben Wein und Öl importierten die Etrusker auch Glas und dessen Herstellungskunst aus den Zentren früher Glaserzeugung im östlichen Mittelmeerraum.
Später gelangten römische Glasimporte zunächst bis in das antike Italien, wo erste Glashütten entstanden.
Von dort aus gelangte im Imperium Romanum das Glasmacherhandwerk in die römischen Provinzen, vor allem auch in die niedergermanische Provinz und somit in das Rheinland (CCAA │ antikes Köln).
∎ antike Keramikfragmente ⎸Lagos/Küste Südportugal │ Kleine Gebrauchsamphore für Wein, versiegelt
Spuren ostmediterran-vorderasiatischer Kulturen
Spätbronzezeitliche Schmuckperlen │ Glas & Lapislazuli
∎ Bunte Kugelperlen aus Glas │ Nachildungen
∎ Lapislazuli: Import aus Afghanistan
∎ Bemalte Miniatur-Keramik │ helltonig│ Kammergrabfunde │ ~ 1400-1200 v. Chr. │ Nachildungen
Hethitische Kultur
∎ Kleines Fragment │ Keramikgefäß mit rotbrauner Innenbemalung │ 2. Jahrtausend v. Chr. │ Kappadokien
Ägypten ⎸Neues Reich ⎸18.-21. Dynastie │ Nachildungen
∎ Stele einer ägyptischen Sängerin │ Kalkstein │ Theben ⎸21. Dynastie │ ~ 1.000 v. Chr. │ Gips-Replikat
∎ Königin Nofretete │ Neferet-iti │ verkleinerte Nachbildungen der Büste der „Großen königlichen Gemahlin“ des Pharaos Echnaton (Amenophis IV., 18. Dynastie) im Neuen Reich │ ~ 1340 v. Chr. │ el-Amarna
∎ Tutanchamun auf der Jagd │ Königsplastik von Tutanchamun, Sohn von Echnaton │ 1332-1323 v. Chr. │ Memphis
∎ Fayence-Statuette der stillenden Göttin Isis │ Schwestergattin des Osiris - Auf dem Thron sitzend, stillt Isis als Königsmutter auf dem Schoß haltend ihren Sohn Horus │ Griechisch-Ptolemäische Zeit │ ~ 300 v. Chr. │ Gips-Replikat
Kunsthandwerk
der Etrusker in Italien
Die Kultur der Etrusker - antikes Volks in Etrurien im nördlichen Mittelitalien - beginnt um 800 v. Chr., nachweisbar bis zur zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr.
Ab 40 v. Chr. begann die endgültige Romanisierung Etruriens.
Die Etrusker [4] brachten Glas von Ägypten wie auch dessen Herstellungskunst nach Italien, wo erste römische Glashütten entstanden.
Von dort aus gelangte es später in die römischen Provinzen, so vor allem auch in das Rheinland.
Als wichtige politische Kraft unterhielten Etrusker in Mittelitalien vom 10. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. im Mittelmeerraum zahlreiche See- und Landverkehrswege mit Handelsbeziehungen, wobei sie auch Glas importierten oder indigen herstellten.
Keramik │ Nachbildungen
∎ Bucchero-Gefäße │ Schwarze" Kunst der spezifisch etruskischen Keramikgattung mit Metallcharakter Dekor in Form figürlicher Einritzungen │ ~ 7.-6. Jh. v. Chr.
Bronze │ Nachbildungen
∎ Etruskische Bronzestatuette „L‘ Ombra dello sera“ │ Votivfigur (Abendschatten)│verlängerter Ephebe │ wichtiges Beispiel etruskischer Bronzekunst │~ 2. Hälfte 3. Jh. v. Chr. │ Volterra
∎ Etruskische Bronzestatuette „Spender mit Opferschale“ │ mit der Toga bekleidet│ ~ 4. v. Chr.
∎ Etruskische Bronzestatuette „Frau mit Spiegel“ │ mythologische Figuren │ ~ 5. Jh. v. Chr.
∎ Römisches Bronzegefäß
∎ Römische Bronzefibel │ Gewandschließe │ 1./2. Jh. │ Villa rustica Ahrweiler
Gold │ Nachbildung
∎ Etruskische Bogenfibel │ Gewandschließe mit langem Nadelhalter │ Gold │ ~ 7. Jh. v. Chr.
Dionysos - Gott des Weines, der Freude & Ekstase
Als ein häufig verwendetes Attribut des griechischen Gottes Dionysos (dionysischer Götterkult) gelten Doppelhenkeltrinkgefäße für den Weingenuss - eine Leitform etruskischer Keramik (Bucchero fine).
Das elegante, dünnwandige Trinkgefäß - der Kantharos - ist charakterisiert mit an der Lippe ansetzenden, gegenüberliegenden, bis weit über den Becherrand hochgezogenen Schlaufenhenkeln - meist als Trinkgefäß für Wein beim Symposion benutzt, einem „gemeinsamen Trinkgelage“.
Hingegen hat die Kylix als Trinkschale zum Weingenuss zwei gegenüberliegende Henkel, die den Gefäßrand aber nicht überragen.
Griechische Keramikgefäße ⎸Nachbildungen
Kantharos │ Glas │ meist als Weingefäß benutzt
∎ Griechischer Kantharos │ hellgrünes Glas ⎸bunte Glaseinsätze, Fadenauflage│ 4. Jh. n. Chr.
∎ Griechische Trinkschale: Dionysos mit Thyrsos und Mänade
Attisch-rotfigurige Schale mit gegenüberliegenden Henkeln │ Ton │ Ø 21,0 cm
Antikes Korinth │ 550 v. Chr. │ Replik
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
∎ Fragment
einer griechischen
Trinkschale: Göttin
Athena, Ekelados mit ihrem Speer unterwerfend
attisch-rotfigurige Schale │ Ton
Athen Akropolis │ um 490 v. Chr. │ Replik
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
∎ Griechische Kylix │ Elegante, dünnwandige Henkelschale zum Weingenuss
rotfigurige Trinkschale zum Weingenuss │ Keramik
▷ Dionysos mit Thyrsos (pflanzliches Attribut / Stab aus Fenchel mit einem Pinienzapfen), umgeben von einer Mänade (ständige Begleiterin)
Antikes Korinth │ 550 v. Chr.
∎ Griechische Kylix, Fragment
rotfigurige Trinkschale │ Keramik
▷ Göttin Athena in der Gigantomachie, den Giganten Ekelados mit ihrem Speer unterwerfend [5]
Werk des griechischen Vasenmalers Makron (~ 500-470 v. Chr.)
Athen │ Akropolis │ um 490 v. Chr.
∎ Fragment einer rotfigurigen Loutrophore: Hochzeitszeremonie mit Schmücken der Braut [4] │ Ton
Antikes Athen │ 370-350 v. Chr. │ Replik
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
∎ Griechische rotfigurige Loutrophore, Fragment │ Keramik
▷ Hochzeitszeremonie: Die Braut wird geschmückt [4]
Nach dem überlieferten Hochzeitsritus schmückten am Hochzeitstag Frauen die Braut und bekränzten sie (nymphostolíen) nach den Anweisungen der nympheútria, einer Brautjungfer, welche die Zeremonie überwachte.
Antikes Athen │ 370-350 v. Chr.
∎ Griechische schwarzfigurige Lekythos │ Keramik
Kleines Ölkännchen
Antikes Athen │ ~ 500-480 v. Chr.
________________________________
[1] Küstengwbiete und Hinterland der Anrainerstaaten der östlichen Mittelmeerküste.
[2] TRIER/NAUMANN-STECKNER 2016, S. 26-28.
[3] RICKE 1995, S. 16.
[4] ELEFTHERATOU 2017, S. 53-54, Abb. 147.
[5] ELEFTHERATOU 2017, S. 119, Abb.125.
[6] Verkleinerte kunsthandwerkliche Nachbildung │ Keramik-Sonderanfertigung der Kunstkeramikerin Ursula Wagger in Eschwege.