"Bey jeglicher Gemeinde ein Back-Haus …"
Klaus A.E. Weber
Gemeinde-Backhaus Hellental
Verpflichtend nach Herzog Carl I. zur "ansehnlichen Holz-Ersparung"
Noch heute imponiert im Dorfzentrum des Glasmacherortes Hellental am alten Mühlenteich der freistehende schlichte Fachwerkbau eines solchen pflichtgemäßen Gemeinde-Backhauses, im 19. Jahrhundert errichtet als selbständiges Bauwerk – wegen der Feuergefahr mit sicherem Abstand zu benachbarten Fachwerkgebäuden.
Das alte Dorfbackhaus - heute Museum im Backhaus des HISTORISCHEN MUSEUMS HELLENTAL
- gehörte einst der kommunal selbständigen Hellentaler Dorfgemeinschaft
und ist noch heute in kommunalem Eigentum der Gemeinde Heinade.
Sowohl
unter wirtschaftshistorischen Aspekten (Energieökonomie) als auch in
sozialhistorischer Hinsicht (Wohnen & Arbeiten) kann die bauliche
Entwicklung des gut 180 Jahre alten, in Teilen historisch authentischen
Dorfbackhauses beleuchtet werden.
Archivalische und
bauhistorische Spuren weisen auf mehrfache Umbaumaßnahmen des
zweiteiligen Baukomplexes hin, ehemals bestehend aus dem Wohnbereich und
dem Backofenbereich mit Holz beheiztem Innenfeuerungsofen.
Freigelegtes Ofengewölbe mit rund 7m² großer Backfläche │ 2006
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
Drei
dem Ofengewölbe aufliegende und mit Eisenschiebern versehene
Rauchkanäle erlaubten es dem Bäcker, die Luftzufuhr und
Temperaturverteilung im Herdinnern von der Stirnwand des Backofens aus
manuell zu steuern.
Der
„Dreizugofen“ wurde wahrscheinlich 1828 im Kontext mit dem Bau des
neuen Gemeindebackhauses errichtet und längstens bis um 1907 betrieben.
Projekt der Kreisvolkshochschule Holzminden
Die Kreisvolkshochschule Holzminden als erfolgreicher Träger von Qualifizierung- und Beschäftigungsprojekten für arbeitslose Jugendliche und Erwachsene verwirklichte im Zeitraum von 2007 bis 2008 die Restaurierung des alten Hellentaler Gemeinde-Backhauses.
Das Projekt beinhaltete die Qualifizierung und Betreuung der Teilnehmenden mit dem Ziel der Eingliederung in das Berufsleben.
Ziel dieses Projektes war es, die berufliche Qualifizierung junger Menschen mit der Förderung der dörflichen Infrastruktur zu verbinden.
Im Gegensatz zu anderen Regionen, in denen zu jedem historischen Bauernhof als Nebengebäude auch ein Backhaus gehörte, wurde im ehemaligen Herzogtum Braunschweig ab 1744 die Errichtung zentraler Dorfbackhäuser verpflichtend.
Um ein solches Dorfbackhaus handelt es sich in Hellental, errichtet in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Im Rahmen des Projektes wurden verschiedene Einzelmaßnahmen verwirklicht.
Neben der Sicherung der alten Bausubstanz erfolgten ein nutzungsgerechter Umbau des Gesamtgebäudes sowie die Instandsetzung des Backofens.
Nach Fertigstellung der Baumaßnahmen entstand unter der Leitung des Hellentaler Ortsheimatpflegers und Mitwirkung der örtlichen Arbeitsgruppe des Heimat- und Geschichtsverein Heinade-Hellental-Merxhausen e.V. ein Ausstellungsgebäude für die besondere Glas- und Backhausgeschichte des Hellentals, das Museum im Backhaus|Hellental mit angeschlossenem Backofen nach historischem Vorbild.
Das Projekt der Kreisvolkshochschule wurde aus Mitteln der Europäischen Union, des Landkreises Holzminden, der Gemeinde Heinade, der Agentur für Arbeit und der Arbeitsgemeinschaft zur Arbeitsvermittlung Holzminden finanziert.