W|G|D 12.2 Solling-Steingewerbe
Klaus A.E. Weber
Steinbrecher │ Steinhauer
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
Eine wichtige Einnahmequelle für viele Familien in den armen Dörfern am Sollingrand war das Steingewerbe.
In Bausandstein-führenden Horizonten wurde regional anstehender Buntsandstein in offenen Steinbrüchen für verschiedene bauliche Verwendungszwecke abgebaut.
Bei dem historischen, gewinnbringenden Abbau des Festgesteins nahm die "Administration der Sollinger Steinbrüche" in den Jahren 1828-1870 eine zentrale Rolle ein.[3]
Zahlreiche erwerbsfähige Männer waren mit der Gewinnung und Verwendung des Sandsteins beschäftigt, um damals u.a. die stark nachgefragten
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Dachsteine
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Legesteine
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Behangsteine
herzustellen.[1]
Die Steinbruch-Berufsgenossenschaften des Sollings zahlten um 1890 jährlich etwa 600.000 Mark.
Unter Hinzurechnung der Ausgaben für Handwerker und Fuhrlöhne sowie für die Grabenzinsen ist anzunehmen, dass die Steinindustrie den Ortschaften um den Solling eine Jahreseinnahme von rund einer Million Mark verschaffte.
Hiermit wird die enorme Bedeutung des „Solling-Steingewerbes“ auch für das ehemalige Herzogtum Braunschweig verdeutlicht.[2]
► Sandstein-Erlebniswanderweg in Arholzen
© Curt Sauermilch, Holzminden
© Historisches Museum Hellental
Hellentaler Steinbrucharbeiter/Steinbrecher
Einige Männer aus Hellentaler Familien arbeiteten im Solling-Steingewerbe der zahlreichen Steinbrüche in der näheren wie weiteren Umgebung des Sollings.
∎ Schlichter, profilierter Grabstein │ um 1900
ehemaliger Kirchhof in Hellental
Liegestein aus Solling-Buntsandstein │ oval gefasstes Schmuckfeld zur Aufnahme eines emaillierten Namensschildes
∎ Werkzeuge des Steingewerbes
∎ Spitzkummet eines Pferdearbeitsgeschirrs
Das schwere Arbeitskummet ist ein gepolsterter Halskragen für Pferde mit Ringfassungen, verstellbaren Lederriemen mit Schnallen und Eisenkette.
Es wurde ausweislich einer Metallplakette von Jakob Michels in Holzminden hergestellt.
Das Spitzkummet besteht aus einem ovalen, steifen, gepolsterten Ring mit besonderer Gestaltung, der, dem Pferd als Zugtier um den Hals gelegt, einer angepassten Verteilung der Zugkraft diente.
Das ringförmige Kummetkissen ist aus Leder gefertigt und mit Rosshaar gefüllt.
Der Kummetbügel besteht aus einem Holzrahmen mit eisernen Beschlägen.
In Holzminden hergestelltes Spitzkummet │ Mai 2020
© Historisches Museum Hellental, Foto: Klaus A.E. Weber
[1] TACKE 1946, S. 22.
[2] KNOLL/BODE 1891, S. 128 f.
[3] JAHNS 2000, S. 43-86.