Trichinose („Trichinenkrankheit“)

Klaus A.E. Weber

Leitender Medizinaldirektor / Amtsarzt a. D.

 

© Historisches Museum Hellental

Privatsammlung Günther Schattenberg, Merxhausen

 

Die Trichinose („Trichinenkrankheit“, Trichinellose, Trichinelliasis) ist eine Infektionskrankheit des Menschen, verursacht durch die parasitische Lebensweise der Fadenwürmer (Nematoden) des Genus Trichinella.

Neben Trichinella spiralis, dem für den Menschen wichtigsten pathogenen Vertreter, konnten weitere verwandte Fadenwurmarten nachgewiesen werden.

Bei breitem Wirtsspektrum besteht in Mitteleuropa sowohl

  • ein „silvatischer“ (Wildschwein, andere Wildtiere)
  • als auch ein „domestischer“ Zyklus (Hausschwein).

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden „Muskeltrichinen“ erstmals erkannt und als mikroskopisch kleine Faden-/Rundwürmer in menschlichen Skelettmuskeln identifiziert.

Wenige Jahrzehnte später konnten der zoologische Lebenszyklus mit den beiden Entwicklungsstufen „Muskeltrichine“ und „Darmtrichine“ sowie der parasitäre Infektionskreislauf des Eingeweidewurms entschlüsselt werden.

Die noch heute weltweit verbreitete, parasitäre Infektionskrankheit wird durch einen Fadenwurm (Trichinella spiralis) verursacht, übertragen beim Verzehr von trichinenhaltigem rohem oder unzureichend erhitztem Fleisch.

Verordneter „Trichinenschauzwang“ im Land Braunschweig:

Schutz des Publikums gegen den Genuss trichinenhaltigen Schweine- und Wildschweinefleisches

1866 trat im Herzogtum Braunschweig das Gesetz „betreffend den Schutz des Publikums gegen den Genuss trichinenhaltigen Schweinefleisches“ in Kraft.

Demzufolge war jedes geschlachtete Hausschwein von einem amtlich bestellten Trichinenschauer auf die „Trichinenfreiheit“ zu untersuchen.

Hierfür entnahm der Trichinenschauer bei dem Schlachttier (Haus- oder Wildschweine sowie bei hausgeschlachteten Hunden) etwa bohnengroße Fleischproben aus vier verschiedenen Körperstellen:

  • ZwerchfellpfeilerRippenteile des ZwerchfellsKehlkopf- und Zungenmuskeln“.

Zur mikroskopischen Untersuchung bereitete der Trichinenschauer aus den Probestücken haferkorngroße Fleischstückchen vor, um daraus Quetschpräparate anzufertigen.

Danach musterte er jedes Präparat sorgfältig durch und dokumentierte seine Untersuchungsergebnisse in einem vorgeschriebenen „Tagebuch“.

Später wurde dann die amtliche Fleischbeschau eingeführt.

Die folgenden Ausführungen beinhalten Auszüge aus dem Aufsatz von Klaus A.E. Weber „Ein spektakulärer Trichinose-Ausbruch 1980 in Holzminden – Mit rechts- und medizinhistorischen Betrachtungen zur vorbeugenden Trichinenuntersuchung im Herzogtum Braunschweig“.[1]

 

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[1] Erschienen im Jahrbuch für den Landkreis Holzminden, Bd. 30, 2012, S. 31-50; hier ist auch das Quellenverzeichnis hinterlegt.