W|G|D 2.2.1: Waldarbeiter│Ordentliche Holthauers & Kailbuils
Klaus A.E. Weber
Als man im späten 18. Jahrhundert in den braunschweigischen Staatsforsten verstärkt Waldarbeiter benötigte, wurden solche auch in der „Merxhäuser Forst“ angesiedelt – systematisch in dem planmäßig angelegten Sollingdorf Hellental, einem früheren Glashüttenstandort.
Im 18./19. Jahrhundert wurde die Forstarbeit für Hellentaler Kleinstellenbesitzer zum maßgeblichen Hauptgewerbe, was nicht zuletzt die Kennzeichnung des Sollingdorfes als Holzhauer-/Waldarbeiterdorf begründete.
Ende des 18. Jahrhunderts zählte das abgelegene Bergdorf zu den bedeutenden Waldarbeiterdörfern des nördlichen Sollings.
Die Arbeit der Holzhauer (später Forst- bzw. Waldarbeiter) war im 18. Jahrhundert weitaus härter, schwieriger, körperlich anstrengender und letztlich auch sehr viel gefährlicher als zur heutigen Zeit.
Die winterliche Waldarbeit war Schwerstarbeit in freier Natur.
Exponate
Altkolorierte lithografierte Forstkarte│um 1860
Die altkolorierte lithografierte Forstkarte - Haupttheil Lit: H - zeigt das herzoglich Braunschweig-Lüneburgische Forstgebiet bei Merxhausen mit
• Hellenthal,
• Hülsbruch,
• den Sonnenköpfen,
• Schieshaus
• und mit einer „Sturm-Linie“.
„In Stein graviert“ von W. Räger in Braunschweig, gedruckt bei Wehrt.
Waldarbeitereinsatz im Harzvorland│September 1913
Auf Grund einer Abordnung von Kaiser Wilhelm II. erfolgte im September 1913 ein Arbeitseinsatz von Hellentaler Waldarbeitern bei der Aufforstung des Waldgebietes Lappwald, einem bewaldeten Höhenzug des Weser-Aller-Flachlandes östlich bis nördlich von Helmstedt.
Der Einsatz zur „Mithilfe“ erfolgte nach einem großen Windbruch (Sturmholz) in den Mittelgebirgszügen Lappwald und Elm - heute Naturpark Elm-Lappwald.
Fotografie von 1913 - Zweiter von links: „Onkel“ Albert
Schütte (*1888), Hellental │ rechts liegend: „Onkel“ Ludwig
Schütte (*1891), Hellental │ Dritter von links sitzend mit
Hosenträger: Karl Bartels, Hellental │ links liegend: Theodor Meier, Hellental
Keilholz für Kailbuils
Früher erhielten die Hellentaler Wald-arbeiter – die „Kailbuils“ - von der Staatsforst kostenfrei einen ½ Raummeter astfreies Eschen- und Buchenholz als „Keilholz“ zur Verfügung gestellt, um daraus selbst Fällkeile für den forstwirtschaftlichen Einsatz herzustellen.
Die stabilen Holzkeile wurden meist aus gespaltenem und mit der Axt behauenem Eschenholz angefertigt.
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Original-Holzkeil aus Buchenholz │ keilförmig mit der Axt behauen │ Hellental, um 1900
Fällen einer Fichte im Solling um 1900
► Hauen der „Fallkerb“ an der Seite des Stammes, in deren Richtung er fallen soll → Fällaxt
► Sägen des gegenüberliegenden Fällschnitts → Zugsäge
► Fällen des Stamms mittels „Fallkerb“ → Hellentaler Holzkeil
Schnitzarbeit „Waldarbeiter“ │ 1990
von Dieter Malchow │ Hellental
Lindenholz
Geschenk an den Waldfacharbeiter Erwin Schulz (1929-2017):
„Zur Erinnerung an die aktive Zeit und die Mitarbeiter in der Revierförsterei Merxhausen │ Revierförsterei Nagelbach │ 27.04.1990“